Die Anfänge des Tennissports im Mittelrhein
Der Tennisverband Mittelrhein feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Grund, einmal in die Anfänge des Tennissports im Rheinland in den vergangenen Jahrzehnten zurückzublicken. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg gab es schon bedeutende Entwicklungen der Sportart, auf die wir hier einmal blicken möchten.
Die Wiege des Tennissports lag zwar nicht im Verbandsgebiet des TVM, der Tennissport hielt jedoch früh Einzug im Rheinland. Schon 1450 wurde das „Katzspiel“ – eine Frühform des Straßentennis – in Köln in historischen Dokumenten erwähnt. Ab 1487 wurde es auf der Katzbahn in der Gereonstraße und später auch auf dem Aachener Katschhof gespielt. Im 18. Jahrhundert geriet das Spiel jedoch in Vergessenheit.
Der Kölner Doktor Arnold von Langen war es dann schließlich, der im Jahr 1890 Tennisschläger aus Manchester mitbrachte und in der Von-Werth-Straße in Köln den ersten Tennisplatz anlegen ließ. Der Grundstein des modernen Tennissports in der Region war gelegt. Mit zunehmender Popularität gründeten sich erste kleine „Klüppchen“, u.a. das Custodisclüppchen, dem auch der damalige Kölner Student Konrad Adenauer angehörte. Kurz darauf wurden erste Turniere ausgetragen. Das erste bezeugte Turnier im TVM war ein Städtespiel im Aachener Lawn Tennis Club, aus dem 1932 der TK Kurhaus Aachen hervorging. Im Jahr 1899 fand mit den offenen Meisterschaften von Köln in der Flora das erste größere Turnier statt.
Die zunehmende Organisation des Vereinstennis führte 1902 zur Gründung des Deutschen Lawn Tennis Bundes (DLTB), aus dem später der Deutsche Tennis Bund hervorging. Das heutige TVM-Verbandsgebiet stellte als Teil der „Rheinprovinz“ zusammen mit der preussischen Provinz Hessen-Nassau und dem Großherzogtum Hessen sowie dem Fürstentum Waldeck den Bezirk IV im DLTB dar. In den Anfangsjahren waren bereits heutige TVM-Vereine wie GW Aachen (1900) oder der Bonner Tennis- und Hockeyclub (1905) vertreten.
Vor dem ersten Weltkrieg herrschte im heutigen Verbandsgebiet bereits eine ausgeprägte Turnierszene. Der erste Weltkrieg führte jedoch zu starken Einschnitten in der organisatorischen und sportlichen Entwicklung des Tennissports. Nach dem ersten Weltkrieg strukturierte sich der Tennissport im Bundesverband (ab 1920 als Deutscher Tennis Bund) dann neu. Eine verstärkte Dezentralisierung und Arbeitsteilung fand statt, aus sieben Bezirken wurden schließlich vierzehn.
Die Rheinprovinz wurde ein eigenständiger Bezirk (VIII). Er umfasste, neben dem Gebiet des Mittelrheins, auch das heutige Verbandsgebiet des Niederrheins und Teile von Rheinland Pfalz.
Der Tennissport in Deutschland passte sich zudem an internationale Regeln und Gepflogenheiten an.
Im Nationalsozialismus verloren die Verbände an Selbstbestimmung. Die Bezirke wurden in Anlehnung an die gebildeten Gaue neu gegliedert. Der Rheinbezirk wurde zum Gau Mittelrhein und verkleinerte sich um den nördlichen Teil des Niederrheins. Es folgte der zweite Weltkrieg, der den Tennissport in seiner Entwicklung erneut zum Erliegen brachte.
Text: Sebastian Müller
Bilder: Archiv Rot-Weiss Köln