Zum Hauptinhalt springen

Unser Partnershop:

Tennis-point.de

Entstehung und Geschichte des TVM

Der Tennisverband Mittelrhein feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Wir blicken in Fortsetzung zum Artikel „Die Anfänge des Tennis im Mittelrhein“ im Folgenden auf die Gründung des Landesverbands und seine weitere Entwicklung zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Tennissport am Boden. Zerstörte Tennisanlagen, von den alliierten beschlagnahmte Anlagen und das Verbot der alliierten Besatzungsmacht jeglicher Organisationstätigkeit waren - neben den existentiellen Nöten der Bevölkerung - Schwierigkeiten, vor denen die Freunde des Tennissports standen. Trotz dieser schwierigen Lage gab es Menschen, die sich für ein Aufleben des Tennissports stark machten.

1946 erhielt der Hamburger Ahrends die Genehmigung, einen Fachausschuss für Tennis zu bilden. Der Ausschuss sollte sich dem Tennissport in der britischen Zone annehmen. Im Februar 1947 erhielt der Aachener Tuchfabrikant Josef Hirtz als Mitglied des Nordwestdeutschen Tennisauschusses den Auftrag, die Reorganisation im Rheinbezirk vorzunehmen.

Sieben Vereine trafen sich am 1. März 1947 schließlich im Kölner Restaurant Walfisch und gründeten den Tennisverband Rheinbezirk (TVR). Die Gründungsvereine des TVM sind

  • der KTHC Stadion RW Köln,
  • KKHT SW Köln,
  • Marienburger SC ,
  • KTHC BW Köln,
  • Postsportverein Köln,
  • TC Leverkusen
  • TK Kurhaus Aachen.

Der erste Vorstand des Verbandes bestand aus den Herren Hirtz (1. Vorsitzender), Bauwens (2. Vorsitzender), Kolter (Kassenwart), Wette (Schriftwart) und Fischer (Jugendwart). In der weiteren 75-jährigen Entwicklung des Verbandes gab es lediglich vier weitere Vorsitzende. Mit den Herren Bauwens, Dr. Jost, Dr. Weber und Uecker führten sie maßgeblich die Geschicke des Verbandes.

Der Gründungsvorstand verfolgte zu Beginn als wichtigstes Ziel, den Wettspielbetrieb im Verband wieder aufzunehmen. Die zerstörte Infrastruktur und massive materielle Probleme bei der Beschaffung von Tennisbällen, Schlägern und Gummisohlen machten dieses Vorhaben zu einer großen Herausforderung. Trotzdem gelang es bereits 1947, dass der Marienburger SC das erste offizielle Turnier des TVR ausrichtete. Der spätere Vorsitzende Bauwens schilderte das Gründungsjahr als „gekennzeichnet von einem Idealismus aller Beteiligten, um den Problemen des Wiederaufbaus entgegenzutreten.“ Rückblickend wurde aus diesen Anfängen in den nachfolgenden Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte, auf deren strukturelle und sportliche Entwicklungen wir in beispielhaften Auszügen nachfolgend blicken möchten.

Organisatorische, strukturelle und sportliche Entwicklungen:

Schon 1948 startete man mit einem Mannschaftswettspielbetrieb mit 17 Herren- und 9 Damenmannschaften aus 9 Vereinen. Erster Sieger der Klasse 1 (damals genannt als „Kleine Medenspiele“) waren der Marienburger SC bei den Damen und der spätere Dauersieger Rot-Weiss Köln bei den Herren (17 Titel in Folge). Erst ab 1966 führte man im Wettspielbetrieb Auf- und Abstiegsregelungen ein. Die Anzahl der Wettspielmannschaften wuchsen bis in die 1990er-Jahre in einem rasanten Tempo bis auf über 4.000 Mannschaften im Sommer. Heute nehmen im Sommer rund 3.500 Mannschaften und im Winterspielbetrieb 1.800 Mannschaften an den Wettspielen teil.

Ebenfalls 1948 wurden die „Großen Medenspiele“ als Mannschaftswettbewerbe der Landesverbände eingeführt, die der TVM im Jahr 1950 bei den Herren und 1967 bei den Damen erstmalig gewinnen konnte. Auch die Verbandsmeisterschaften, die in der Jugend und bei den Erwachsenen bis heute jährlich ausgetragen werden, fanden 1948 bereits ihren Anfang bei Rot-Weiss Köln.

Der TVR trat 1949 dem Deutschen Tennis Bund als offizielles Mitglied bei und unterwarf sich damit den Bundesbestimmungen. Im selben Jahr wurden vereinzelte Bestrebungen eines Zusammenschlusses mit dem Tennisverband Niederrhein (nach den Grenzen des Rheinbezirks von vor 1933) endgültig abgelehnt.

Den Grundstein der Jugend-Leistungsförderung legte 1951 der damalige Jugendwart Nack, der erstmals talentierte Jugendtalente des Verbandes zu Trainingslehrgängen zusammenzog. Ein erstes systematisches Jugendförderkonzept entstand 1957 mit der Einführung eines Verbandstrainings und regelmäßiger Sichtungen und Lehrgänge.

Die stetige Fortentwicklung und Professionalisierung trug maßgeblich dazu bei, dass Talente wie Barbara Rittner, Annika Beck, Oscar Otte (Bild rechts) und Andreas Mies den Sprung in die Weltspitze schafften.

In den 1970er Jahren, in denen die Mitgliederentwicklung und der Spielbetrieb rasant wuchsen, nahm der Verband grundlegende Satzungsänderungen vor. 1970 erfolgte die Bildung der vier Bezirke, vornehmlich zum Zweck eine Entlastung des Verbandssportwartes mit der Gründung von Ligen auf Bezirksebenen herzustellen. Die Bezirkstage und die Bildung von Bezirksvorständen hielten 1975 Einzug in die Satzung. Neben der Organisation des Spielbetriebs, sollte nun auch die Interessenvertretung der Vereine von den Bezirken mit wahrgenommen werden.

Durch Gründung der Bezirke sorgte der Name Tennisverband Rheinbezirk zunehmend für Verwirrung. Am 11.02.1978 benannte die damalige Mitgliederversammlung den Verband schließlich in den Tennisverband Mittelrhein (TVM) um. Auch die Einführung von hauptamtlichen Strukturen war 1974 eine Maßnahme, um der Mitgliederentwicklung und dem größer werdenden Spielbetrieb gerecht zu werden. Die erste Geschäftsstelle wurde unter der Leitung von Frau Klötzer in der Gleueler Straße in Köln eröffnet. Heute zählt das Team der Geschäftsstelle, die 1980 in die Räumlichkeiten des neu erbauten Landesleistungszentrums zog, sieben hauptamtliche Mitarbeiter.

Der Bau des Landesleistungszentrums war 1980 ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Verbandsstrukturen und der Leistungssportförderung, maßgeblich initiiert und gestaltet durch den Vorsitzenden Dr. Jost und seinen damaligen Stellvertreter Dr. Weber.

In den 1980er Jahren gewann der Breitensportaspekt aufgrund der zunehmenden Entwicklung von Tennis als Volkssport im Verband an Bedeutung. Die Einführung der Hobbyrunden und entsprechende Ausbildungsangebote im Lehrwesen waren wesentliche Maßnahmen. Mit der steigenden Ausdifferenzierung des Tennisangebotes wurde das Lehrwesen mit Traineraus- und Fortbildungen in dieser Zeit ein zentraler Aspekt der Weiterentwicklung. Der bundesweit erste B- Trainerlehrgang wurde unter der Leitung von Prof. Budinger erstmals im TVM durchgeführt. Im Wettspielbereich wurden 1983 erstmals die Altersklassen der Jungsenioren eingeführt. In den Bezirken wurden weitere Stützpunkte für die Jugendförderung eingerichtet.

In den 1980er Jahren wurde – vorwiegend aus finanziellen Gesichtspunkten – diskutiert, den Bezirken eine Eigenständigkeit als Körperschaft zu geben. Das Vorhaben wurde nach langen Debatten erst 1989 vollständig von allen Seiten aufgegeben.

Nach den starken „Boomjahren“ des Tennis in den 80er und 90er-Jahren mit in der Spitze über 120.000 Mitgliedern im TVM, fand in den 2000er Jahren eine gewisse Konsolidierung im Tennissport statt. Gründe waren hier insbesondere das sich verändernde Freizeitverhalten in der Gesellschaft und die immer größer werdende Anzahl an möglichen Freizeit- und Sportaktivitäten, mit denen der Tennissport im Wettbewerb stand. Die Mitgliederentwicklung hat sich auf dem heutigen Niveau von rund 80.000 Mitgliedern seit einigen Jahren gefestigt. Der Wettspielbetrieb erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Die bundesweite Einführung des Leistungsklassensystems hat der Turnierszene im TVM mit den LK-Turnieren in den vergangenen Jahren einen gehörigen Auftrieb mit über 350 Turnieren im Jahr gegeben.

Grund genug, mit Zuversicht in die nächsten Jahre des Tennisverbands und seiner Mitgliedsvereine zu blicken und sich den Veränderungen weiter zu stellen.


Text: Sebastian Müller

Bilder: Archiv Rot-Weiss Köln & Benedikt Ernst (Bild Oscar Otte)