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Leistungssport

1. Bundesliga Herren: Kurhaus und BW Aachen sichern Klassenerhalt

TC Großhesselohe krönt sich zum Deutschen Meister

In der 1. Bundesliga der Männer hat sich der TC Großhesselohe in einem spannenden Saisonfinale die Deutsche Meisterschaft gesichert. Auf dem 2. Platz folgt der Titelverteidiger TC Bredeney. Absteigen müssen der Aufsteiger TC Augsburg Siebentisch und der FTC Palmengarten Frankfurt. Von den beiden Teams aus dem TVM belegt Kurhaus Aachen in der Abschlusstabelle den 3. Platz. Auf dem 6. Rang folgt Aufsteiger Blau-Weiss Aachen. Beide Mannschaften hatten vor der Saison den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben.

Doppeltes Highlight war für beide Teams kurz vor dem finalen Saison-Wochenende das Lokalderby. In diesem prestigeträchtigen Aufeinandertreffen ging es nicht nur darum, wer die Nummer 1 im Aachener Tennis oder im TVM ist. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Aachener Mannschaften noch die Chance in den Titelkampf einzugreifen. Hinter Großhesselohe, Bredeney und Rosenheim belegte das Kurhaus Team punktgleich (9:5) den 4. Platz. Es folgte nur ein Pünktchen dahinter der Aufsteiger BW Aachen. Diese Tabellenkonstellation war nur ein Ergebnis einer Saison, in der jeder jeden schlagen konnte. Rein rechnerisch konnte sich zu diesen Zeitpunkt sogar der Aufsteiger noch Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Später mehr zum Saisonverlauf der beiden TVM-Teams.

Das Lokalderby am vorletzten Spieltag eröffnete für beide Teams somit noch ungeahnte Möglichkeiten. Ein Sieg war dafür eine wesentlich Voraussetzung. Und den verpassten beide. 3:3 stand es zum Ende der Begegnung nach sechseinhalb Stunden vor knapp 1000 Zuschauern. Das Ergebnis war besonders ärgerlich für die Gastgeber, die nach den Einzel noch mit 3:1 in Führung lagen. Zwei Blau-Weisse Doppelsiege machten die Kurhaus Hoffnungen auf ihren sechsten Bundesligatitel zunichte. Für beide Teams war damit der mögliche Kampf um den Titel ausgeträumt. Mit der Situation konnten sich die Gäste des Aufsteigers besser anfreunden. „Wir sind sehr zufrieden“, fasste Team-Chef Marc Zander die Saison, aber auch das Lokalderby zusammen. Zerknirscht waren die Mannen um Teamchef Alexander Legsding. „Wir hätten auch ganz zum Schluss gerne noch vorne mitgespielt.“ Aber sie erkannten das Ergebnis fairerweise an. „Das war schon leistungsgerecht.“ Aber sie suchten auch nach Gründen. Legsding bedauerte noch einen Tag später, dass er auf zwei seine Doppelspezialisten, Hassan (Turnier in Bonn) und Arneodo (Hochzeit des Freundes), verzichten musste. „Mit beiden hätten wir nach dem 3:1 Vorsprung im Doppel sicher noch einen Punkt gewonnen.

Dass es bis kurz vor Schluss sowohl im Titel- wie auch Abstiegskampf so spannend blieb, war dem Verlauf und den Ergebnissen in allen Begegnungen geschuldet. Mit ihren vielen Auf und Abs wird die Saison 2024 in jeder Hinsicht in die Bundesliga Geschichte eingehen. Nie war sie so ausgeglichen. „Jeder kann jeden schlagen“ war der meist zitierte Satz an den Spieltagen. An dem munteren Ergebnis-Cocktail waren auch die beiden TVM Teams beteiligt, von denen besonders Aufsteiger Blau-Weiss Aachen als Favoritenschreck für so manche Überraschung sorgte. Bundesliga „Dino“ Kurhaus schnupperte nach vielen Jahren wieder am Titelgewinn.

TK Kurhaus

Dieses Mal gelang ein perfekter Start. „Früher haben wir das erste Spiel meistens verpatzt“, erinnert sich Teamchef Alexander Legsding. Gegen den TC Großhesselohe, vor der Saison immerhin einer der hoch gehandelten Mitfavoriten der Liga, überzeugte sein Team. Beim 4:2 Sieg war es auf der Anlage im Kurpark spannend bis zum Schluss. Als im ersten Doppel Vit Kopriva und Francesco Passaro im Champions Tiebreak mit 10:6 „den Sack zumachten war der vierte Punkt eingetütet. „Damit hatten wir nicht gerechnet“, musste Alexander Legsding erst einmal tief durchatmen. Beim Stande von 2:2 nach den Einzeln hatten Benjamin Hassan und Romain Edgar Arneodo mit einem schnellen 6:1 6:1 die Weichen für den Sieg gestellt. Ausgeglichen waren die Einzel. An den Spitzenpositionen 1 und 2 sicherten sich die Gästen zwei Punkte. Passaro und Olympiafahrer Benjamin Hassan sorgten mit ihren Siegen für viel Spannung für die noch ausstehenden Doppel.

Knapp 1000 Zuschauer waren kurz nach 18 Uhr dann auch aus dem (Kur)Häuschen, als der nicht erwartete Auftaktsieg unter Dach und Fach war. So kann es weitergehen, dachten sich viele vor der anstehenden Fahrt gen Süden nach Rosenheim. Die Gastgeber hatten sich zum Auftakt mit dem TC Bredeney die Punkte (3:3) geteilt. Davon ließ sich die Reisegruppe aus Aachen aber nicht beeindrucken. Die Spieler knüpften an ihre Leistungen aus dem Auftaktspiel an. Bereits nach den Einzeln führte Kurhaus mit 3:1. Lediglich Benjamin Hassan musste sein Match im Champions Tiebreak abgegeben. Die beiden Champions Tiebreak Siege von Flavio Cobolli, Aachens Nummer 1, und Timofey Skatov stellten zur Halbzeit den beruhigenden 3:1 Vorsprung her. „Das Unentschieden war damit bereits sicher“, freute sich Aachens Coaching Team. Aber es war ja auch noch ein Sieg möglich. Und wieder einmal war der Champions Tiebreak ausschlaggebend für den Jubel auf der einen und die Enttäuschung auf der anderen Seite. Für die Jubel-Seite waren Benjamin Hassan und sein französischer Kollege Hugo Nys zuständig. Mit 6:2 6:4 stellten sie die Weichen auf Sieg. Im Spitzendoppel mussten sich Flavio Cobolli und Skander Mansouri im Champions Tiebreak geschlagen geben. Auf den ersten Auswärtssieg konnte dann erst kurz nach 20 Uhr angestoßen werden. Wegen der Witterung erfolgte der erste Aufschlag mit Verspätung erst um 14 Uhr.

Die Auftakt-Bilanz stimmte also. Jetzt konnte der Deutsche Meister vom TC Bredeney kommen. Und mit ihm kamen auch mehr als 1000 Fans auf die Kurhaus Anlage, die natürlich auf eine weitere Überraschung oder gar Sensation hofften. Da Cobolli, Kopriva und Skatov auf anderen Turnieren ihr Glück versuchten, erwartete die Zuschauer ein nahezu runderneuerte Mannschaft. Und die enttäuschte weder die Kader-Planer noch die Fans. 2:2 stand es nach den Einzelspielen, in denen an Nummer 1 Federico Coria in zwei Sätzen den deutschen Olympiateilnehmer Maximilian Marterer auf die Verliererstraße schickte. Mit Philipp Kohlschreiber stellte sich den Zuschauern ein langjähriger Bekannter vor, der mit seinen inzwischen 40 Jahren immer noch bewies, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört. Mit zwei Sätzen über Skander Mansouri machte er für die Gäste den zweiten Punkt perfekt. Danach wurde es richtig spannend. Ein weiterer Ex-Kurhäusler, Tim Pütz, sorgte im Doppel mit Oscar Otte im Champions Tiebreak für die vorübergehende 3:2 Führung der Gäste. Im Parallelspiel spannten Benjamin Hassan und Hugo Nys die Zuschauer, aber auch die eigenen Kollegen, besonders aber die Teamchefs, auf die Folter. Die letzten Bälle hatten es in sich. Im Champions Tiebreak ging es bis zum 9:9 regelmäßig hin und her. Erst dann gelangen dem Kurhaus Doppel die entscheidenden beiden Punkte in Folge zum 11:9 Matchgewinn. Damit stand es 3:3. Das Kurhaus Team blieb weiter ungeschlagen. „Das Unentschieden fühlte sich wie ein Sieg an“, fasste Alexander Legsding die sechs Stunden Spielzeit zusammen. Er merkte aber auch an „es wäre auch mehr drin gewesen.“

Irgendwann muss es ja mal passieren, mag so manch einer im stillen Hinterstübchen gedacht haben, als es zum Auswärtsspiel nach Mannheim ging. „Mit einem Punkt wären wir hier zufrieden“, orakelte Alexander Legsding vor dem 1. Aufschlag. Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung . Vor 2500 Zuschauern ließen die Gastgeber beim 4:2 Sieg nicht mit sich spaßen. In jeweils zwei Sätzen führten sie bereits nach den Einzeln mit 3:1. Carlos Taberner sorgte für den Einzel-Ehrenpunkt, Benjamin Hassan mit Hugo Nys bestätigten mal wieder, dass sie im Doppel immer für einen Punkt gut sind. Kein Champions Tiebreak Ergebnis zierte die Ergebnisliste. Ein ungewöhnlicher Anblick, der an frühere Tennis Zeiten erinnerte.

Nach knapp der Hälfte der Spielzeit konnte Kurhaus dennoch mit dem bisherigen Abschneiden zufrieden sein, zumal die Ergebnisse der anderen Begegnungen signalisierten, dass die Liga so ausgeglichen wie selten war. „Jeder kann im Grunde jeden schlagen“, war ein Fazit aller Beteiligten. Nach dem vierten Spieltag lag das Kurhaus Team auf Rang 4 der Tabelle.

Ganz im Zeichen von Olympia stand für alle Teams der 5. Spieltag. Kurhaus musste gegen Palmengarten Frankfurt so auf Benjamin Hassan verzichten, der für den Libanon vom Weltverband einen „Universitality Place“ erhalten hatte. Die Sondergenehmigung ist eine Art Wildcard für „unterrepräsentierte Nationen und solche, die es schwer haben sich zu qualifizieren“. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Hassan bei Olympia aufschlagen kann,“ war sich Kurhaus Teamchef Alexander Legsding auch im Klaren darüber, dass er möglicherweise einige Spiele auf ihn verzichten muss. In den Einzeln wurde er aber nicht so sehr vermisst. Siege von Coria, Mager und Taberner sorgten vor den Doppeln im Grunde für einen beruhigenden 3:1 Vorsprung. Aber dann gab`s trotz aller Siegeseuphorie noch ein böses Erwachen. Zwei Niederlagen im Champions Tiebreak bescherten den Gästen aus Aachen in der Endabrechnung nur einen Punkt. „Ein Sieg war auf jeden Fall „drin“ , denn im letzten Spiel hatten die beiden Franzosen Quentin Halys und Romain Edgar Arneodo die Chance zum 4. Punktgewinn. Beim Stand von 9:9 gelangen Pedro Cachin und Lukas Rosol zwei wichtige Punkte zum 11:9 für den Tabellenvorletzten. Mit gemischten Gefühlen ging es zurück nach Aachen. Mit Benjamin Hassan hätten wir sicher ein Doppel gewonnen,“ dachte in diesem Augenblick Alexander Legsding ein wenig an seinen Olympiafahrer. Der war übrigens erfolgreicher als seine Bundesligakumpels. Bei seiner Olympia- Premiere besiegte er den Amerikaner Chris Eubanks in zwei Sätzen.

Dem durchaus möglichen Sieg in Palmengarten Frankfurt wurde nicht lange nachgetrauert. Im nächsten Spiel gegen den Gladbacher HTC rückten die Spieler in rot-weiß wieder ihre Ambitionen zurecht. 3:1 stand es bereits nach den Einzeln. Nur Olympia-Rückkehrer Hassan unterlag in seinem Einzel im Champions Tiebreak. Der Deutsch-Libanese musste sich in Paris gegen Sebastian Baez in der 2. Runde von Olympia verabschieden. Mit einem Sieg bei Olympia im Gepäck war er dann wieder pünktlich in Aachen. Sein Olympia Bezwinger, in der ATP Rangliste die Nummer 19, gehört zum Aufgebot der Mönchengladbacher. Gegen Aachen war er nicht dabei. Olympia ging vor. Beim Stand von 3:1 reichte in den Doppeln ein Sieg, den an Position 1, Kopriva/Mager, in zwei Sätzen sehr zur Freude der 800 Zuschauer auf der Kurpark Anlage schnell unter Dach und Fach brachten. Das 2. Doppel ging in der Verlängerung (10:8) an die Gäste. Nach sechs Spielen waren die Aachener in der Tabelle vierter, aber punktgleich mit den drei vor ihnen platzierten Großhesselohre, Bredeney und Rosenheim. Das Finale versprach somit viel Spannung – für alle beteiligten Teams.

Oben „dran bleiben“ lautete die Devise des Tabellenvierten vor der Abfahrt zum nächsten Auswärtsspiel nach Versmold im Kreis Gütersloh. Aber bereits nach den Einzelspielen wurden die Gesichter der Kurhaus Gäste immer länger. Nur der Sieg von Timofey Skatov im Champions Tiebreak (10:7) reichte zu einem mageren Pünktchen vor der Doppelrunde. Zwei Siege waren jetzt Pflicht, um noch „oben dran zu bleiben“. Die Pausenansprache zeigte dann auch Wirkung. Jeweils in zwei Sätzen erreichte das Team von Alexander Legsding noch das rettende Ufer. 3:3, das bedeutete in der Tabelle weiter Platz 4 und wieder punktgleich mit Großhesselohe, Bredeney und Rosenheim. Ein Sieg hätte vor den beiden abschließenden Begegnungen die alleinige Tabellenführung bedeutet. Auf der Rückfahrt mag so manch einer möglicherweise unausgesprochen an eine weitere Deutsche Meisterschaft gedacht haben. Oder, mal ehrlich Alexander Legsding: „Ja bei den Ergebnissen denkt man insgeheim schon ein wenig auch daran.“ Realistisch fügte er aber schnell an: „Wir müssten zum Schluss zwei mal hoch gewinnen.“ In Anbetracht des Lokalderbys gegen das Überraschungsteam vom Nachbarn Blau-Weiss im vorletzten Spiel, erinnerte Legsding an das vor der Saison formulierte Ziel: „Wir wollten vor dem Spiel gegen Blau-Weiss den Klassenerhalt sicher haben. Das ist uns gelungen.“ Also alles gut beim fünffachen Deutschen Bundesligameister. Den beiden letzten Aufeinandertreffen mit den beiden Aufsteigern BW Aachen und Augsburg sahen Alexander Legsding und Co entspannt entgegen. „Das Derby wollen wir natürlich gewinnen.“ Sie mussten sich wie beschrieben mit einem Remis begnügen.

Zwei Tage später waren zum Saisonabschluss noch einmal gut 1000 Zuschauer auf die Anlage im Kurpark gekommen. Gegen den TC Augsburg Siebentisch, der bereits als Absteiger festand, überzeugten die Gastgeber in jeder Hinsicht. Bis auf einen Doppelsieg im Champions Tiebreak (Hassan/Halys) gingen bei hochsommerlichen Temperaturen alle anderen Begegnungen in jeweils zwei Sätzen über die Bühne.

Blau-Weiss Aachen

Für die beiden Aufsteiger Augsburg Siebentisch und Blau-Weiss Aachen war es gleich zum Auftakt eine erste Standortbestimmung in der neuen Liga. Aufatmen deshalb im Aachener Lager nach dem 5:1 Auftaktsieg. Das Team war in der 1. Liga angekommen. „Die Punkte kann uns niemand mehr nehmen,“ konnte sich die Aachener Reisetruppe auf ihrer Rückfahrt quer durch Deutschland entspannt zurücklehnen. Obwohl das Ergebnis nach einem klaren Sieg aussah, war es teilweise echte Schwerstarbeit. Zweimal im Einzel sowie einmal im Doppel fiel die Entscheidung erst im Champions Tiebreak zugunsten der Gäste aus dem Westen. Die einzige Niederlage leistete sich in zwei Sätzen Tim van Rijthoven. Das Ergebnis der Reise in den Süden konnte sich für die Aachener auf jeden Fall tabellarisch sehen lassen. Eine Tabelle zum Ausschneiden. Wann ist man schon einmal Tabellenzweiter in der höchsten Liga. Eine schöne Momentaufnahme.

Die Bundesliga Realität hatte den Aachener Aufsteiger aber schnell wieder eingeholt. Das erste Heimspiel gegen den TC Großhesselohe hatten sich alle anders vorgestellt. Es ging los mit den äußeren Umständen. Es war „usselig“ wie der Aachener regnerisches und ungemütliche Wetter umschreibt. Immer wieder mussten Pausen eingelegt werden bis die Plätze wieder einigermaßen trocken waren. Auch die Bälle, die immer schwerer wurden, konnten sich mit den Witterungsbedienungen nicht anfreunden. Es dauerte alles etwas länger. Erst gegen 21 Uhr war der Spuk vorbei, 1:5 stand es zu diesem Zeitpunkt für die Gäste. Im Einzel gelang Joris De Loore der Ehrenpunkt. Die beiden Niederlagen im Doppel im Champions Tiebreak zeigten aber, dass das Team auf jeden Fall auch gegen starke Gegner mithalten kann.

Nach dem Regenstress ging es bereits am nächsten Morgen mit Reisestress weiter. Rosenheim war das Reiseziel, ein Ort, der auch zum Urlauben einlädt. Keine Zeit, einen Gedanken daran zu verschwenden, hatte Teamchef Marc Zander. Da sein Argentinier Taverna doch noch die Chance hatte, kurzfristig die Quali beim Turnier in Amersfoort zu spielen, musste Ersatz her. Die Wahl traf Tim van Rijthoven, der überstürzt in Amsterdam in den Flieger stieg und erst nachts in München landete. Trotz aller Hektik kämpfte sich der Niederländer im Einzel an Position 1 bis in den Champions Tiebreak, den er aber mit 4:10 verlor. Ebenfalls in der Verlängerung unterlag Joris De Loore (6:10). Den einzigen Einzelpunkt sicherte Yannik Reuter, so dass trotz des 1:3 Rückstandes vor den Doppeln im Grunde noch ein Punkt in der Endabrechnung möglich war. Als im 1. Doppel van Rijthoven/deBakker ihr Match nach starker Leistung im Champions Tiebreak für sich entschieden, verstärkte sich die Hoffnung auf ein Remis. Aber wieder einmal war ein Champions Tiebreak für den Sieg bzw. die Niederlage verantwortlich. Mit 7:10 mussten sich De Loore und Geerts in den letzten Ballwechseln geschlagen geben.

Knapp eine Woche Zeit hatten die Rosenheim Fahrer, um sich von dem Champions Tiebreak Trauma zu erholen. Der verlängerte 3. Satz sollte die Blau-Weissen aber weiterhin verfolgen. Aber gegen Palmengarten Frankfurt konnten sich Spieler wie Zuschauer nach zwei Champions Tiebreak Siegen im Einzel zunächst einmal freuen. Zizou Bergs, der für Belgien auch bei Olympia an den Start ging sowie sein Landsmann Alexander Blockx, der gerade mal 19 Jahre alt ist und sein Bundesligadebüt gab, sorgten nach den Niederlagen in den beiden anderen Doppeln für einen ausgeglichenen Zwischenstand. Nach dem Sieg von Zizou/Arends im 1. Doppel schien ein Sieg greifbar. Doch wieder einmal machte den Aachenern der Champions Tiebreak einen Strich durch die Rechnung. 6:7 6:4 9:11 hieß es nach dem letzten Matchball im 2. Doppel aus Sicht der Aachener. De Lore/de Bakker hatten knapp das Nachsehen. Beim Stand von 9:8 vergaben die beiden Blau-Weissen einen Matchball. Der Sieg war möglich und somit auch der Gesamtsieg. Hätte wenn und aber. Es blieb beim 3:3. Für den Belgier De Loore war es an diesem Tag die zweite Niederlage in der Verlängerung.

Am darauffolgende Spieltag setzten die Aufsteiger im Heimspiel gegen den Titelverteidiger aus Bredeney ein echtes Ausrufezeichen. 3:3 stand es nach dem letzten Ballwechsel. Jetzt war allen klar. Blau-Weiss Aachen ist endgültig in der 1. Liga angekommen. Und es war sogar ein Sieg möglich. Nach den beiden Einzelsiegen von Jesper de Jong, der mit seinem Sieg über Yannick Hanfman gleich eine echte Überraschung gelang, und Gauthier Onclin spürten auch die 800 Zuschauer - „da ist noch mehr drin“. Mit ihrem Bauchgefühl lagen sie gar nicht so falsch. Nach dem Sieg im Champions Tiebreak im ersten Doppel (de Jong/Stevens) war der dritte Punkt unter Dach und Fach. Jetzt noch ein Sieg im anderen Doppel, dann wäre die Anlage „Kopf gestanden“. Aber der Gegner hat eben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Knapp (5:7,6:7) verloren Geerts/de Bakker ihr Doppel, sodass nach dem letzten Matchball gegen halb sieben auf jeden Fall die Aachener mehr als zufrieden sein konnten. Bei der genaueren Analyse war sogar klar, dass die ganz große Sensation möglich war. Marc Zander: „Für den Gesamtsieg fehlten uns nur zwei Punkte.“ Die Aachener mussten auf ihren Olympiafahrer Zizou Bergs verzichten, der in Paris in seinem Auftaktspiel an dem starken Griechen Stefanos Tsitsipas in drei Sätzen seinen Meister fand.“ In der Bundesliga blieb trotz des Punktgewinns gegen den Top Favoriten in der Tabelle mit Platz 8 alles beim Alten. Die Ergebnisse der anderen Begegnungen deuteten auch am 5. Spieltag an: Jeder kann jeden schlagen.

Der Punktgewinn und das starke Auftreten der Aufsteiger gegen den TC Bredeney machte selbstbewusst. Beim TP Bärchen Versmold schwappte die blaue-weiße Euphorie Welle erneut über. Bis zum letzten Matchball war es eine Begegnung auf Augenhöhe. Der Zwischenstand von 2:2 versprach eine spannende Schlussphase. Und die hatte es in sich. Zweimal schlug das Champions Tiebreak Pendel in dieser Phase zugunsten der Gäste aus Aachen aus. Mit 10:5 und 10:8 sorgten Zizou Bergs/Jesper de Jong und Rodriguez-Taverna/de Bakker für die große Überraschung. Nach Platz 6 mit einem ausgeglichenem Punktekonto sollte der Klassenerhalt im Grunde sicher sein. Auf der Rückreise durfte von einem weiteren Jahr in der 1. Liga geträumt werden.

Zurecht, denn auch im nächsten Spiel beim Gladbacher HTC überraschte und überzeugte der selbstbewusste Aufsteiger einmal mehr. Mit zwei Siegen blieben die Gäste aus der Kaiserstadt nach den Einzeln auf Augenhöhe. Der vor der Saison als Titelaspirant hoch gehandelte Gastgeber zeigte vor mehr als 1000 Zuschauern Nerven. Der Aufsteiger aus dem benachbarten Aachen blieb cool. In jeweils zwei klaren Sätzen machten die Aufsteiger einen weiteren Sieg perfekt. Endstand 4:2. Von Abstiegsängsten sollte spätestens jetzt keine Rede mehr sein. Alle, allen voran Teamchef Marc Zander sprachen nur noch vom Klassenerhalt. „Das war unser Ziel“. Aber auch wenn es sich ganz komisch liest. Bei Blau-Weiss waren sich alle Rechenkünstler des Clubs darüber im Klaren, dass zwei Spiele vor dem Saisonende sogar noch der Titel möglich war. Die Tabellen- bzw. Punktekonstellation ließ diesen Traum zu. Das eigene Team lag nur einen Punkt hinter den vier vor ihn platzierten Mannschaften. Dazu gehörte auch der nächste Gegner Kurhaus Aachen. Alle freuten sich jetzt auf das Lokalderby. Es wird geographisch wie tabellarisch in jeder Hinsicht ein Nachbarschaftsduell im Aachener Kurpark: Platz 4 gegen 5. Alles war möglich. Mit dem 3:3 Unentschieden auf der Anlage des Gegners konnte sich der selbstbewusste Aufsteiger - wie bereits beschrieben - schnell anfreunden.

Im letzten Spiel gegen GW Mannheim, die für den Klassenerhalt noch jeden Punkt benötigten, war die Luft beim Gastgeber ein wenig raus. Der Sieg ging vor 500 Zuschauern an den Gast, auf den man also auch im nächsten Jahre in der Bundesliga wieder treffen wird. Den Ehrenpunkt für Blau-Weiss sicherte sich das Doppel Geerts/Desein in zwei Tiebreak Sätzen.

Alle Ergebnisse der Bundesliga finden Sie hier.

Text: Michael Thoma

Bilder Kurhaus Aachen: Marcel Decoux

Bilder BW Aachen: Marc Zander