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Alexander Flock: Ein Headcoach mit hohen Ansprüchen

Beim ATP-Turnier in Hamburg wurde Alexander Flock, Headcoach des TV Mittelrhein, im Juli vom Deutschen Tennis Bund (DTB) mit dem Trainer Award ausgezeichnet. Damit würdigte der Verband die außergewöhnlichen Leistungen des gebürtigen Bergisch Gladbachers für den deutschen Tennissport. Bevor der heute 36-Jährige seine Trainerkarriere startete, war er 14 Jahre als Profi auf der ATP-Tour unterwegs. Ein Porträt von Michael Thoma.

2019 ist ein gutes Jahr für Alexander Flock. Mit der Auszeichnung des DTB hatte er nicht gerechnet. "Ich wurde gefragt, ob ich die Auszeichnung annehmen will", schildert er den Ablauf, bevor ihm auf der Anlage am legendären Rothenbaum während der European Champions die Urkunde überreicht wurde. Er hatte natürlich "ja" gesagt, als ihn die überraschende Kunde aus der DTB-Zentrale in Hamburg erreichte.

"Ja" sagen wird er auch am 26. Oktober, wenn er in Köln mit seiner Verlobten Johanna vor den Traualtar treten wird. "Wir kennen uns schon seit neun Jahren, deshalb wird es auch langsam Zeit, dass wir unsere kleine Familie auch ganz offiziell machen." Und zu der gehört seit gut eineinhalb Jahren Sophia-Olivia. In den Sommerferien tourten alle drei ein paar Wochen durch Schweden.

"Wir waren zunächst in der Nähe von Kivik an der Ostküste, bevor wir eine paar Tage einen Abstecher nach Malmö machten", schildert Alexander Flock am Telefon kurz vor der Rückkehr die Reisreoute im Norden Europas. Auf dem Weg nach Hause stand noch eine Stipvisite in Kopenhagen und ein Zwischenstopp am Timmendorfer Strand auf dem Programm, bevor es zurück ins heimische Köln ging.

Sie haben es ruhig angehen lassen. Urlaub eben. Sonne, Strand relaxen und ein bisschen Städte "gucken". Tennis war kein Thema. "Meine Frau spielt nicht, sie macht liebe allgemeine Fitness oder Yoga", beschreibt Alexander Flock die sportlichen Ambitionen seiner künftigen Ehefrau. "Und Kinderwagenschieben", ergänzt er lächelnd die sportlichen Urlaubsaktivitäten der kleinen Familie.

Johanna hat wie Stefan, der Bruder von Alexander, Jura studiert. Sie ist inzwischen fertig. Während der Elternzeit will sie in nächster Zeit in Ruhe überlegen wie es beruflich weitergehen soll. Neben der Juristerei hat sie, so erzählt es ihr Mann, eine ungeheure Leidenschaft und auch Spass an der Fotografie entdeckt. Eine echte Alternative zur eher trockenen Juristerei. Aber zunächst hält sie die kleine Sophia-Olivia auf Trab. Sie ist die Nummer eins in all ihren Aktivitäten und natürlich die Vorbereitungen für die Hochzeit im Oktober, auf die sich alle drei - nun gut erholt - freuen.

Alexander hatte nach der Rückkehr der Tennis-Alltag schnell wieder eingeholt. Seit 2017 ist er der Chef im Kölner Leistungszentrum des TVM. Beim Blick auf seine Homepage wird schnelll deutlich, dass er die Zeit nach dem Ende seiner Profikarriere genutzt hat. Ausbildungen zum Personal- oder Athletik-Coach, die Gründung einer eigenen Tennis Akademie in Köln und natürlich die Ausbildungen für die DTB A- und B-Trainer-Lizenzen waren mit ausschlaggebend, dass er für den Trainer Award qualifiziert war. Überzeugt hat er in den verschiedenen Aufgabenbereichen und Funktionen mit den Inhalten und natürlich auch mit seiner Erfahrung als ehemaliger Profi, der weiß, worauf es ankommt. Mehr dazu gleich.

Mit sechs Jahren hatte Alexander zum ersten Mal Kontakt mit dem kleinen Ball, der mit einem Schläger getroffen werden muss. Als kleiner Fußball-Fan hatte er auch gerne mit dem größeren Lederball gekickt. Tennis-Vorbilder waren der Bruder und die Eltern. Bei Blau-Weiss Hand fing alles an, später wechselte er zu Rot-Weiss Bergisch Gladbach. Alexander war talentiert. Die Erfolge stellten sich ein; zunächst im Verein, dann auf Bezirks- und Verbandsebene. Ein ganz normaler Werdegang für einen, der mit Tennis noch einiges vorhatte. Als Juniorenspieler gewann er später auch einen Deutschen Meistertitel. Er war sich schnell darüber im klaren, was er wollte. Nach der Mittleren Reife verließ er die Schule, um nur noch Tennis zu spielen.

Vor sechs Jahren, als er zum ersten Mal in der TVM-Zeitschrift vorgestellt wurde, verriet er, dass er sein anvisiertes Ziel, die Top100, nicht erreicht hatte. Am höchsten war er 2008 auf Rang 224 platziert. Heute relativiert er die damaligen Kindheitsträume. "Ich habe viele Teilziele erreicht", blickt er auf seine langjährige Karriere zurück, bevor er mit 30 Jahren die Seiten wechselte und Tennis in einer anderen Form zum Beruf machte.

Zu den Teilzielen: "Ich habe viele Top 100 Spieler besiegt, war in Melbourne, Wimbledon und Paris bei Grand Slam Turnieren dabei", wirft er einen Blick in seine Turnierarchiv. Er macht aber glaubhaft deutlich: die Statistik ist nicht alles. Wichtiger als die Ergebnisse und die Namen prominenter Gegner waren für ihn die Erfahrungen, die er als Jugendlicher und später als Erwachsener auf der Tour gemacht hat. "Als ich anfing, stellte ich fest, dass man sich als junger Spieler in dem Tennis-Zirkus erst einmal zurecht finden muss", schildert er Erfahrungen, an denen viele bereits scheitern. "Man muss sich managen können." Als Trainer bzw. Coach ist es ihm heute deshalb besonders wichtig seine Schützlinge auf die Unwägbarkeiten des Profi-Alltags vorzubereiten.

Er selbst hat sich damit auseinandergesetzt und ist dabei geblieben,15 Jahre lang. Es war nicht immer einfach. "Eine langwierige Schulterverletzung hat mich fast ein Jahr gekostet", denkt er auch an schmerzhafte Momente zurück. Denen gegenüber stehen aber zig Highlights, die er nicht missen möchte. "Bei den French Open habe ich in der Quali zwei Spiele gewonnen, das war schon was besonderes", erinnert er sich an Paris, wo damals nur ein Sieg fehlte, um dann laut Turniertableau auf Roger Federer zu treffen. Schade. Gerne erinnert er sich auch an ein Spiel gegen Novak Djokovic, als dieser noch nicht so bekannt war. Beim früheren ATP-Challenger-Turnier in Aachen legte der Serbe einen der Grundsteine für seine spätere "Wahnsinns-Karriere". "Ich hab aber auch damals gegen ihn verloren", erinnert sich Alexander Flock an die Begegnung auf Teppichboden in der alten heimeligen Cubhalle von Grün-Weiss Aachen. Djokovic gewann 2004 in Aachen sein erstes ATP-Turnier.

Alexander Flock könnte also zufrieden sein mit seiner Zeit als Profi. Aber der TVM-Headcoach ist ein Sportler durch und durch. "Zufrieden bin ich sicher nicht, aber sagen wir es so: ich bin mit mir im Reinen." Diese Einstellung drückt sich auch in der Philosophie des Trainers Alexander Flock aus. "Als Sportler sollte man alles versuchen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Deshalb muss man, so der Kölner, der sich auch für die Kölner Bundesligakicker und die Formel 1 interessiert, auch einmal die Komfortzone verlassen. Ausruhen gilt nicht. Disziplin, Ehrgeiz, Motivation und Verzicht sind für ihn Grundpfeiler im Profialltag. Das alles will er vermitteln. Aber Professionalität beinhaltet für ihn auch eine Portion Gelassenheit und auch Spass. Diesen Spagat versucht er in seinen zahlreichen Angebote als Trainer bei jung und alt gleichermaßen zu schaffen.

Prägend war für den Trainer Alexander Flock die erste Zeit nach dem Ende seiner eigenen Karriere. Klaus Regnault, unter anderem auch Mentaltrainer im TVM hatte ihm den Tipp gegeben, es doch zunächst mal als Coach zu versuchen. Mona Barthel, damals die Nummer 30 bei den weltbesten Frauen, profitierte als erste vom Coaching Talent des damals 30-Jährigen. Andere wie Jannis Kahlke, Oscar Otte oder Andy Mies und zuletzt auch der Deutsche Jugendmeister aus Köln, Daniel Milardovic, profitierten später noch von seinen pädagogischen Qualitäten. Alexander Flock hat die Karrieren hautnah verfolgt. "Es macht mich stolz, wenn ich sehe, welche Entwicklung diese Spieler in den letzten Jahren gemacht haben."

Inzwischen tourt er nicht mehr durch die Tennis-Welt. Sein Platz ist jetzt vor Ort der Tennisplatz. Vormittags arbeitet er mit den Profis in seiner Akademie im TV-Leistungszentrum, nachmittags widmet er sich als TVM-Headcoach dem Nachwuchs des Verbandes. Seine Arbeit ist vielfältig, der Ansprüche hoch. Die Spieler aller Leistungsklassen will er besser machen, das sind die Leitlinien seiner ganzheitlichen Herangehensweise. Die Fitness und die mentale Stärke müssen dafür stimmen. Er will seinen Schützlingen, die in Seminaren auch Manager sein können, eine Winner-Mentalität vermitteln. "Sie sollen mit Drucksituationen klar kommen und lernen für sich Verantwortung zu übernehmen." Große Ziele mit Nachhaltigkeit. Das Tennisspiel ein Abziehbild fürs "richtige Leben".

Das richtige Leben hat Alexander Flock persönlich nie aus den Augen verloren. Musik hören, gut Essen gehen mit Freunden oder den FC im Stadion anfeuern, entsprachen seiner "work life balance". Tennis ist eben auch für einen Headcoach nicht alles. Zur Hochzeit, Ende Oktober, werden trotzdem sicher viele Tennismitstreiter kommen und gratulieren. (Michael Thoma)