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Leistungssport

Vorschau: 2. Bundesliga Herren

Nächster Anlauf für RW Köln

Am 14. Juli starten die Herren von Rot-Weiss Köln ihr nächstes Projekt „Rückkehr in die 1. Bundesliga“. Im letzten Jahr waren die Kölner im entscheidenden Spiel an der Mannschaft von Blau-Weiss Aachen gescheitert, die nun den TVM neben Kurhaus Aachen im Tennis-Oberhaus vertritt. Schon damals hatten die Kölner neidlos den Aufstieg der Aachener anerkannt. „Sie sind verdient aufgestiegen,“ ist Sussan Karimi, Kölns Tennis- Sportchefin, auch ein Jahr später noch ehrlich und ohne Frust. Abhaken und weitermachen. Dieses mal soll es klappen.

Gleich zum Auftakt am 14. Juli - ab 11 Uhr - können sich die Fans ein Bild davon machen wie ernst es ihre Cracks meinen. Im Heimspiel heißt der erste Gegner Blau-Weiss Krefeld. Es wird somit gleich eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. „Die Krefelder sind für mich neben Neuss unsere ärgsten Konkurrenten beim Kampf um den Aufstieg“, ordnet Sussan Karimi den Auftaktgegner ein. Heimrecht haben die Kölner auch gegen den anderen von Sussan Karimi auserkorenen Aufstiegsfavoriten aus Neuss. Die Anlage wird am 27. Juli somit wohl wieder proppenvoll sein.

Vorher gab es nach dem Auftakt nur eine Begegnung. Am 21. Juli stand die Reise zum TC Iserlohn auf dem Programm. Nach drei Spielen könnte von allen Spekulanten schon mal hochgerechnet werden, wer zum Schluss die Aufstiegsnase vorne haben könnte.

Am 28. Juli freuen sich die Kölner, dass ihnen die lange Auswärtsreise zum Suchsdorfer SV, einem Stadtteil von Kiel, erspart bleibt. Die Norddeutschen müssen in Müngersdorf antreten. Für die Kölner geht es anschließend in einem Kurztrip nach Ohligs (2.8.), bevor es der TVM-Verein zum Schluss der Saison mit drei Berliner Clubs zu tun hat. Erster Hauptstadtgegner ist in einem Auswärtsspiel BW Berlin (4.8.), danach wird in einem Heimspiel RW Berlin (9.8.) erwartet, bevor das finale Spiel beim dritten Berliner Club, SCC Berlin (11.8.), die Saison beendet. Die letzte lange Fahrt in die Bundeshauptstadt sollte für die Kölner eine Reise wert sein. Spätestens dann sollte, so die interne Hochrechnung, die Rückkehr in die 1. Liga, perfekt sein. Je früher, desto besser wäre natürlich im Sinne der Kölner, die mit einem gutem Mix, so Kaderplanerin Sussan Karimi, in die Saison starten. „Wir hoffen natürlich, dass wir in dieser Saison vom Verletzungspech des letzten Jahres verschont bleiben“, hofft sie zudem auch auf das nötige Quäntchen Glück, das bei größeren Vorhaben immer nötig ist.

Die Großfamilie Rot-Weiss ist zusammen geblieben. Die Kaderplaner vermelden keine Abgänge. Auf zwei Spieler muss die Mannschaft trotzdem verzichten. Stichwort Babypause. Kimmer Coppejans freut sich auf das zweite Kind, das im August erwartet wird. Die familiäre Ruhephase nutzt er für eine erforderliche Operation am Arm. Aufs erste Kind freuen sich Gregoire Barrere und seine Frau. Vor der errechneten Geburt im September wollen beide aber noch ein bisschen gemeinsamen "tennisfreien" Urlaub machen.

Neu im Team wird Marc-Andrea Hüsler sein. Der 27 Jahre alte Schweizer hatte unlängst beim Münchener ATP Turnier das Viertelfinale erreicht, in dem er dem Titelverteidiger Holger Rune aus Dänemark knapp in zwei Sätzen (4:6,6:7) unterlegen war. Beim Stande von 5:4 hatte er sogar einen Satzball. Gegen Rune hatte der Schweizer vor eineinhalb Jahren zuvor in Sofia das Finale gewonnen. Das war für ihn der Sprung die Top 200. Vor der Niederlage gegen den Dänen in München hatte der Neu-Kölner den Top 100 Spieler (61) Yannick Hanfmann ausgeschaltet. Ein weiteres Highlight in der Karriere von Marc-Andrea Hüsler war 2023 im Davis Cup der Sieg (6:2,7:6) über Alexander Zverev. In Trier besiegten die Eidgenossen damals das deutsche Team in der Davis Cup Quali mit 3:2. Davis Cup Erfahrung konnte der fast zwei Meter große Schlacks bereits 2018 sammeln.

Marc-Andrea Hüsler ist im Grunde ein Spätstarter, der erst nach dem Abschluss der Schule (Matura) voll auf Tennis setzte. Dass er mit dem kleinen Filzball gut und gerne umgehen kann, war ihm schon recht früh klar. „Tennis liegt mir im Blut“ soll er schon früh von sich behauptet haben. Schon als Baby habe er einen Ball gegen einen Geschirrschrank geworfen und begeistert reagiert haben wie der Ball zurück ploppte, so berichtetet es die Familien-Chronik. In der Jugend mischte er in der Heimat von Roger Federer in den einzelnen Jahrgängen immer ganz vorne mit. Im Alter von 16 Jahren gewann er die U-16 Meisterschaft.

Erstmals wird auch David Nicholas Ionel das rot-weisse Bundesliga Trikot der Kölner tragen. Der 22 Jahre alte Rumäne aus Bukarest hatte durch einen Spielervermittler in Köln angefragt. Die aktuelle Nummer 258 der ATP-Bestenliste hatte für sein Land auch bereits im Davis Cup aufgeschlagen. Seit 2018 trainiert er in der Akademie von Patrick Mouratoglou in Sofia.

Für die nötigen Punkte im Doppel soll Matwe Middelkoop sorgen, der ebenfalls neu zum Kader gehört. Der Niederländer ist mit 40 Jahren der Oldie im Rot-Weiß Team. An der Seite von Wesley Koolhof wird er wahrscheinlich auch im Doppel aufschlagen. Der 1,91 Meter große Hüne stand auf vielen internationalen Turnieren im Doppel an der Seite seines Landsmannes, mit dem er in seiner langen Karriere auch zahlreiche Turniersiege gewonnen hatte.

Erstligaluft wird in dieser Saison auch wieder Hazem Naw schnuppern. Der Syrer hat nach seiner Flucht 2017 aus Aleppo in Köln eine neue Heimat gefunden. Seitdem stellt er sein Tennis-Können bei Rot-Weiss unter Beweis. Im Vorjahr war er noch für die 2. Mannschaft gemeldet, die Aufstiegsambitionen hatte. In der 1. Mannschaft sollte er sich nicht „fest spielen“. Der 24 Jahre junge Syrer war bereits vor seiner Flucht in seiner Heimat ein talentierter und erfolgreicher Tennisspieler. U.a. war er in seiner Jugend (2010) arabischer Meister in Tunesien, außerdem belegte er vier Jahre später Platz 5 bei den Asienmeisterschaften. In Köln fühlt er sich inzwischen längst heimisch. Zum anvisierten Aufstieg will er seinen Teil natürlich beitragen.

Text: Michael Thoma

Bilder: Benedikt Ernst