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Leistungssport

Durchmarsch zum Titel? Spannung vor dem Saisonfinale für BW Aachen

8:1, 5:4, 7:2 und 8:1, das sind sind keine Lottozahlen. Die Ergebnisse der ersten vier Spiele gegen Dresden, Bredeney, Alster Hamburg und RW Berlin sind eindrucksvolle Fakten für den möglicherweise ganz großen Volltreffer in der Vereinsgeschichte von Blau-Weiss Aachen. Bei drei noch ausstehenden Spielen gegen den Aufsteiger Luitpoldpark München, DTV Hannover und Waldau Stuttgart hat das Team vom Luxemburger Ring gute Chancen den Deutschen Meistertitel zu gewinnen.

Nach vier Siegen und Platz 1 in der Tabelle ist Aachen als einzige Mannschaft noch ungeschlagen. Der Titelverteidiger aus Bredeney, der in Aachen mit 4:5 unterlegen war, bleibt der härteste Verfolger.

​Alexandra Krunic. Foto: Marc Zander/BW Aachen

Alexandra Krunic. Foto: Marc Zander/BW Aachen

Ausrufezeichen am 2. Spieltag

Es war bereits der 2. Spieltag, als die Weichen für eine mögliche Meisterschaft gestellt wurden. In einer äußerst spannenden Begegnung machten die Blau-Weissen dem Titelverteidiger und großen Titelaspiranten aus Essen mit dem 5:4 Heimsieg klar, dass die Bundesliga keine Abo-Veranstaltung von Bredeney werden sollte. Die Begegnung begann aber gar nicht verheißungsvoll für die Gastgeberinnen. Nach der ersten Einzelrunde führten die Gäste aus dem Ruhrgebiet mit 2:1. Die beiden Belgierinnen im Dress von Blau-Weiss, Hanne Vandewinkel und Sofia Costoulas, unterlagen in jeweils zwei Sätzen. Mit dem sicherlich kuriosen Ergebnis von 7:6 0:6 10:7 verkürzte Ysaline Bonaventure an Position 6 auf 1:2. „Das war für uns ein Schlüsselspiel“, kommentierte Coach Thilo Fritschi den spannenden Spielverlauf dieser Partie.

Ein 3:0 für die Gäste wäre sicher eine Vorentscheidung gewesen. Es kam aber anders. In der zweiten Einzelrunde gelang im Spitzenspiel Suzan Lamens, dem niederländischen Neuzugang, nach starker Leistung ein 6:2 7:5 Sieg über die ehemalige Halbfinalistin von Wimbledon, Tatjana Maria. Die Siege von Maria Timofeeva und Alexandra Krunic drehten die Partie zugunsten der Blau-Weissen. Ein Pünktchen aus den Doppelspielen sollte somit für einen knappen Sieg ausreichen. Beruhigend aus Aachener Sicht war zu diesem Zeitpunkt, dass man sich der eigenen Doppelstärke bewusst war. Aber Thilo Fritschi warnte: „Die Doppelstärke der Gegnerinnen ist „brutal““. Zum Schluss hat es gereicht. Und erneut war Alexandra Krunic am wichtigen Punktgewinn beteiligt. An der Seite von Suzan Lamens gelang ihr der entscheidende Punktgewinn (7:5,6:2) zum 5:4 Endstand. Jeweils in zwei Sätzen mussten sich die beiden anderen Aachener Doppel geschlagen geben. Nach dem letzten Matchball war somit erst einmal ein erlösendes Durchpusten vernehmbar. „Unser Publikum hat sicher auch viel zu dem Ergebnis im Doppel beigetragen“, war auch Trainer Thilo Fritschi sichtlich erleichtert.

Arianne Hartono. Foto: Marc Zander/BW Aachen.

Arianne Hartono. Foto: Marc Zander/BW Aachen.

Drei Siege zum Auftakt

Vor Bredeney stand aber zum Saisonstart erstmal die Reise nach Dresden auf dem Spielplan. Die Fahrt lohnte sich. Mit einem deutlichen 8:1 Sieg bei BW Dresden Blasewitz im Rückreisegepäck setzte der letztjährige Dritte aus Aachen das erste Ausrufezeichen. Im Einzel musste sich lediglich Marie Benoit an Position 4 im Champions Tiebreak (8:10) geschlagen geben. Ein starkes Debut im Aachener Dress bot Suzan Lamens. Die 25-jährige Niederländerin gewann im Spitzenspiel gegen die Tschechin Dominika Salkova klar in zwei Sätzen (6:4,6:2). Zufrieden konnte die Aachener Reisetruppe spät am Abend noch ihre Rückreise in die Heimat antreten. Nur zwei Tage nach dem Sieg in Dresden blieben die Aachenerinnen wie erwähnt auch am 2. Spieltag mit dem 5:4 Sieg über Essen Bredeney weiter auf der Erfolgsspur.

Aller guten Dinge sind drei. Diesen Spruch beherzigten die Spielerinnen von Blau-Weiss Aachen am 3. Spieltag total. Gegen den Club an der Alster Hamburg, im Grunde eine der Mannschaften, gegen die man in der Vergangenheit lieber einen Umweg gemacht hätte, wurde mit 7:2 besiegt. Kann man so sagen, denn nach den Einzeln stand der Sieg mit sechs Siegen bereits fest. Thilo Fritschi, Coach der erfolgreichen Truppe bezeichnete zwar die Ergebnisse nicht so deutlich wie sie auf dem Papier aussehen. An den Positionen 5 und 6 seien die Siege deutlich gewesen. Die anderen Begegnungen bezeichnete er als „eng“. Knapp waren sicher die Spiele von Panna Udvardy und Sofia Costoulas, an den Positionen 1 und 4, die beide im Champions Tie Break mit jeweils 10:6, bzw. 10:7 ihre Siege festzurrten.

Eine nicht alltäglich Pause mussten Marie Benoit und ihre Gegnerin einlegen, als ein Bienenschwarm nahezu eine halbe Stunde über den Platz schwebte und den Spielbetrieb lahm legte. Die Partie wurde unterbrochen. Eine ganz neue Erfahrung für die gut 300 Zuschauer aber auch die Trainer. Thilo Fritschi: „So was habe ich 50 Jahren noch nicht erlebt.“ Unbeeindruckt von der Bienen- Auszeit war Aachens Belgierin. Sie ließ sich von dem kuriosen Zwischenfall nicht beeinflussen. Gegen die Georgerin Ekatarina Gorgodze beendete sie das Spiel in zwei Sätzen (6:3,6:4), so als wäre nichts gewesen.

Die beiden Punkte für die Gäste aus dem Norden resultierten aus den Doppelniederlagen. An Position 2 unterlagen die beiden Niederländerinnen Arianne Hartono und Quirin Lemoine klar in zwei Sätzen. Der andere Hamburger Siegpunkt kam durch die Aufgabe des 1. Doppels der Aachenerinnen zustande. Beim Stande 6:4 für Krunic/Udvardy zog Aachens Coach die Notbremse. „Es war eine Vorsichtsmaßnahme, wir wollten nichts riskieren“, erläuterte der Coach anschließend das vorzeitige Ende. Alexandra Krunic war vor einigen Wochen auf die Hand gefallen. Wegen einer Kapselverletzung wollte man auf Nummer sicher gehen, da der Sieg längst feststand. Die Bilanz der ersten drei Spiele vor der dreiwöchigen Halbzeitpause konnte sich sehen lassen. Ein weiteres Ausrufezeichen.

​Bald auch im Einsatz? Die Nummer zwei der Meldeliste, Anna Bondar. Foto: Marc Zander/BW Aachen.

Bald auch im Einsatz? Die Nummer zwei der Meldeliste, Anna Bondar. Foto: Marc Zander/BW Aachen.

Deutlicher Erfolg gegen die Vizemeisterinnen

Gegen Rot-Weiss Berlin, immerhin Vizemeisterinnen der Vorsaison, ging am 4. Spieltag alles sehr schnell. Deutlich mit 8:1 schickten die Aachenerinnen ihre Gäste, die nicht in Bestbesetzung antraten, bereits kurz vor 16 Uhr wieder auf die Heimreise in die Bundeshauptstadt. Alle Begegnungen wurden bereits in zwei Sätzen entschieden, auch die einzige Niederlage des 1. Doppels (6:7,4:6). Mit dabei im Aachener Team waren die drei Neuzugänge Suzan Lamens, Hanne Vandenwinkel und Maria Timofeewa. Es wurde nichts dem Zufall überlassen.

Die Optimisten der Szene wollten Coach Thilo Fritschi vor den entscheidenden letzten Spielen bereits zur Meisterschaft gratulieren. „Träumen ist erlaubt“, räumte der Coach ein. „Aber wir sind keine Optimisten, wir sind Realisten“, will er noch nichts von einer ersten Meisterschaft wissen. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen,“ gab er die Parole für die 2. Halbzeit aus. Keine Niederlage will man sich erlauben. „Die Essener warten nur auf einen Ausrutscher von uns.“

An eine weitere Niederlage des letztjährigen Meisters glaubt Thilo Fritschi nicht. „Die werden alle ihre Spiele gewinnen.“ Das wollen natürlich auch die Aachenerinnen. „Wir versuchen die restlichen Spiele mit der bestmöglichen Truppe zu spielen“, gibt der Coach den Fahrplan für das Saisonfinale vor. „Dann müsste es klappen.“ Das heißt mit drei weiteren Siegen wäre der Jackpot geknackt.

Tabelle und Spielplan der 1. Tennis-Bundesliga der Damen

Text: Michael Thoma