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Leistungssport

Herren Bundesliga
Klarer Favorit und viele Fragezeichen

Rot-Weiss Köln und Kurhaus Aachen vertreten den TVM

Nun kommen also trotz Corona auch die besten Tennis-Teams der Republik zu ihrem Bundesligarecht. Nach den Damen - ladies first - die am 30. Mai ihre ersten Spiele absolvierten, eröffnen die Herren am 4. Juli die neue Saison. Mit dabei sind auch wieder die beiden TM-Teams von Rot-Weiss Köln und Kurhaus Aachen. Beide treffen am 1. August im Lokalderby auf der Rot-Weiss Anlage in Köln Müngersdorf aufeinander.

Es wird als doch gespielt, obwohl es im Vorfeld viele unterschiedliche konträre Meinungen, Diskussionen, offene Briefe und auch Abstimmungen über die Austragung der Saison 2021 gab. Bekanntlich musste im Vorjahr die Saison wegen der Pandemie vollständig abgeblasen werden.

Die Rollenverteilung war klar und diffus. Der Deutsche Tennis Bund bestand auf der Durchführung, die Vereine waren sich nicht so einig. Zu sehr bereiteten die zahlreichen Unwägbarkeiten rund um die komplexen Corona Schutzbestimmungen bei einigen doch erhebliche Kopfschmerzen. Wer kann/darf vor wie vielen Zuschauern problemlos eingesetzt werden? Fragen über Fragen.

Bei der Entscheidungsfindung wollten die Clubs auf jeden Fall ihre Meinung mit einbringen, um - so ein Vereinsvertreter - auch „ernst genommen“ zu werden. Man verständigte sich u.a. auch auf eine Abstimmung unter den zehn Clubs, die ein knappes 5:4 bei einer Enthaltung für die Durchführung der Saison ergab. Kein Satzgewinn um in der Tennissprache zu bleiben. Es wird jetzt aber aufgeschlagen. Weitere Diskussionen bleiben allen Beteiligten erspart. Die Frage wie es bei einer zum Beispiel 4:6 Abstimmungs-Niederlage weitergegangen wäre, kann geschreddert werden.

Die Clubs müssen nun u.a. auch mit unterschiedlichen Zuschauer- und Sponsoren Einnahmen leben und kalkulieren. Köln darf auf der weitläufigen Anlage wohl mit 1000 Fans rechnen, auf der eher schnuckeligen Kurpark Anlage in Aachen können wohl nur 100 Fans ihre Spieler anfeuern. Man hofft noch auf ein paar mehr.

Eine Hilfestellung für den Einstz von Spielern, die auf internationalen Turnieren aufschlagen, bietet eine Ausnahmegenehmigung der ATP. Die erlaubt den Bundesligaspielern, die zeitgleich zum Beispiel in Wimbledon gemeldet sind, auch Bundesligaeinsätze. Voraussetzung ist allerdings, dass die Spieler auch beim Turnier am Rothenbaum in Hamburg, dem Challenger Turnier in Braunschweig sowie beim ITF Turnier in Marburg melden.

KTHC Rot-Weiss Köln

„Wir haben dagegen gestimmt“, macht Sussan Karimi, Köln Tennis Chefin, keinen Hehl aus ihrer Meinung. “Die Bedingungen für ein normalen Ablauf sind zu kompliziert, um eine Chancengleichheit zu gewährleisten.“ Ihrer Meinng nach funktioniert die Bundesliga nur dann, wenn eine absolute Reisefreiheit gewährleistet sei. Sie kennt die Problematik aus eigener Erfahrung. Seit Anfgang 2019 lebt sie in Köln und in Brentwood, ein paar Kilometer von London entfernt. Durch die Pendelei zwischen den beiden Wohnsitzen kennt sie sich also aus mit Quarantäne- und Test-Bestimmungen. Die Bundesliga wird sie aus Köln mitverfolgen.

„Wir akzeptieren natürlich die Entscheidung und werden das beste daraus machen“, gibt sie die Devise für die nächsten Wochen aus. Prognosen bzw. Ziele für das eigene Team sind für sie wie auch für ihren Team-Chef Ralph Grambow ganz schwierig. „Wir wollen die Klasse halten“, sind sich beide zunächst einmal einig. Überraschungen schließen sie jedoch nicht aus. “Es kommt darauf an, wer an den einzelnen Spieltagen zur Verfügung steht“, nennt Ralf Grambow Probleme, die für alle Teams zutreffen.

Favorit ist für ihn ganz klar der TC Großhesselohe, für den auch inzwischen Jan-Lennard Struff, zuletzt noch Kurhaus Aachen, aufschlägt. Die bayrischen Gäste stellen sich bereits am 2. Spieltag (9. Juli, 13 Uhr) in Köln vor. Weitere Kandidaten für den Titel sind aus Kölner Sicht der Titelverteidiger aus Mannheim sowie die Neusser, denen man auch einiges zutraut.

„Für uns sind die ersten Spiele wichtig, um abzusehen wie die Saison verläuft“, hofft Ralph Grambow auf gute Ergebnisse gegen den TUS Sennelager, Sun Rochusclub Düsseldorf oder den Aufsteiger Rosenheim.

Beim Blick auf Kölns Meldeliste sucht man dieses Jahr vergebens den Namen von Fabio Fognini. Auf den italienischen Paradiesvogel verzichten die Kölner in dieser Saison. „Er hat einfach zu wenig für uns gespielt“, verweist Ralph Grambow auf die vergangenen Jahre. “Das können wir uns einfach nicht mehr erlauben.“Der Kader wurde breiter aufgestelllt. „Wir haben mit Enzo Couacoud aus Frankreich sowie dem Italiener Andrea Vavassori zwei junge Spieler verpflichtet, die sowohl im Einzel als auch im Doppel ihre Stärken haben. An Position 15 fällt mit Pedro Tsitsipas ein bekannter Name auf, dessen Verpflichtung auf nicht alltäglichen Wege zustande kam. „Ich hab ihn über Instagram kennengelernt“, berichtet Sussan Karimi von der ersten Kontaktaufnahme mit dem Bruder des French Open Finalisten StefanoTsitsipas. „Er hat da so einen netten, freundlichen und intelligenten Eindruck auf mich gemacht, dass ich ihn sofort angeschrieben habe.“ Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der junge Grieche ist jetzt auch ein Kölner. Er freut sich auch auf gemeinsame Auftritte mit den Topspielern Benoit Paire, Andreas Seppi oder auch Dustin Brown. „Alle haben für einige Spiele zugesagt“, freut sich Sussan Karimi auf die Auftritte ihrer Topleute.

TK Kurhaus Aachen

International rennomierte Namen wie die von Roberto Bautista-Agut (ATP 11) oder von Pablo Cuevas (ATP 82) führen bei Kurhaus die Meldeliste an. Nicht mehr dabei ist Jan-Lennard Struff. „Er hatte ein unfassbar gutesAngebot von Großhesselohe, das konnte er unmöglich ablehnen“, bringt Alexander Legsding, der sportliche Leiter der Mannschaft, Verständnis für den Wechsel seines Topspielers auf.

Wie der Nachbar aus Köln haben sich auch die Kurhaus Planer für die Saison keine spektakulären neuen Spieler geleistet. „Wir haben bewusst auf Spieler jenseits der Top 100 Ränge gesetzt, die in den unsicheren Zeiten für uns sehr wertvoll werden können,“ erläutert Trainer Dominik Meffert die Kaderplanung. Konkret meint er die Neuen Hugo Dellien, ein Spieler aus Bolivien mit deutschem Pass oder Thomas Machac. Den 19 Jährigen Tschechen hält Alexander Legsding für ein der besten U21 Spieler der Welt. Neu im Team ist auch der Franzose Antoine Hoang, der vom Ligakonkurrenten aus Sennelager in den Kurpark gewechselt ist.

Benjamin Hassan ist ein weiteres neues Gesicht im Team. Der Deutsch-Libanese war bereits für die letzte nicht gespielte Saison gemeldet. Zwischenzeitlich machte er mit dem Sieg bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Biberach auf sich aufmerksam. Damals freute er sich bereits auf seine Bundesliga Premiere. „Ich will als Deutscher Meister dem Club beweisen, dass er nicht umsonst auf mich gesetzt hat.“

Nicht vergessen darf in der Auflistung prominenter Namen der vonTim Pütz, der vor zwei Jahren auf der Kurhaus Anlage mit seinen Doppelqualitäten die Zuschauer schon begeistert hat .

Für das Kurhaus Team, das in der letzten Saison den 4. Platz in der Abschlusstabelle belegte, geht es mit einem Auswärtsspiel beim Rochusclub in Düsseldorf los. Dann folgen drei Heimspiele, u.a. am 18. Juli gegen den Deutschen Meister Grün-Weiss Mannheim. Der Terminplan meint es gut mit dem Lambertz-Team. Längere Anreisen bleiben den Spielern und auch Fans erspart. Die Fahrten nach Düsseldorf, Neuss, Köln und Mönchengladbach sind Katzensprünge. Spritgeld und Übernachtungskosten können klein gehalten werden. Dafür müssen sich der TC Großhesselohe (13.8.) und Aufsteiger Rosenheim (11.7.) quer durch Deutschland touren, bevor sie im Kurpark aufschlagen. Nicht ganz so weit haben es die Spieler vom TUS Sennelager (8.8.) aus dem westfälischen Paderborn.

Der Spielplan kommt den Erwartungen von Kurhaus entgegen. „Wenn wir aus den ersten vier Spielen drei Siege holen, trauen wir uns zu, vorne wieder mitzuspielen“, umreißt Alexander Legsding die grobe Zielrichtung. Ansonsten heißt die Devise für ihn wie für alle Mannschaftsplaner „abwarten wer spielen kann“. Corona ist derzeit trotz aller positiven Inzidenzwerte immer noch ein möglicher ungeliebter Mitspieler. Niemand kann derzeit vorhersagen, ob viele der Spieler, die aus allen Herren Länder zur Bundesliga angereist kommen einfach so - ohne Quarantäne oder sonstige Auflagen - spielen dürfen.

Übrigens: die sportliche Leitung von Kurhaus war bei der Abstimmung für die Austragung der Saison 2021. „Wir sind jetzt einfach froh, dass wieder gespielt wird“, bringt es Alexander Legsding auf den Punkt. Die anderen werden ihm dabei wohl zustimmen.

Michael Thoma