Zum Hauptinhalt springen

Unser Partnershop:

Tennis-point.de
Jugendsport, Seniorensport, Breitensport

„Wir brauchen eine bessere Lobby & bessere Vernetzung – flachere Strukturen & mehr runde Tische.“

Ein Rückblick auf das „Corona“-Jahr 2020 & ein Ausblick auf das Jahr 2021 mit Marcel Bergers.

Pressewart Johannes Spätling im Interview mit dem Jugendwart des TVM im Bezirk Köln | Leverkusen.

Wie stehen die Vereine und ihre Jugendabteilungen am Ende des Jahres 2020 da?
Welche Sorgen beschäftigen die Führungsebenen?

Natürlich ist das Hauptthema in diesem Jahr die „Corona“-Pandemie.
Hier kommt man letztlich nicht dran vorbei.
Größere finanzielle Sorgen sind zum Glück bisher nicht an mich herangetragen worden. Tennishallen sollten zudem Wirtschaftshilfen erhalten.
Jedoch beschäftigen die Tennisvereine viele offene Fragen.

Den Vereinen fehlt gegenwärtig vor allem eine verlässliche längerfristige Strategie in bzw. für die Pandemie-Zeit. Von politischer Seite fehlen die „Eckpfeiler“ bzw. Rahmenbedingungen, die es den Verbänden mit den Vereinen ermöglicht, diese zu erarbeiten. Hinzu kommt, dass aufgrund dessen sich für einige Vereine der Mitgliederschwund verstärkt, da es noch schwieriger wird, die normale Mitgliederfluktuation durch Neueintritte abzufedern.

Wir befinden uns mitten im Winter, einer Jahreszeit, in der ohnehin weniger Tennis gespielt wird.
Welche Auswirkungen hat die Pandemie-Zeit auf das langfristige Engagement gerade von jungen Leuten im Tennis?

Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass Jugendliche weiter großes Interesse am Tennis haben, jedoch ist zu befürchten, dass ein zu langer Ausfall von Sportangeboten Nachteile haben könnte.

Jugendliche in gewissen Altersstrukturen sind anfällig für Wechsel und Rücktritt von Sportangeboten – nicht umsonst heißt es ja: „Appetit kriegt man nun mal auch beim Essen“.

Vielleicht werden wir den ein oder anderen mehr als sonst aus diesen sensiblen Altersgruppen verlieren.

Denn im Gegensatz zum achtwöchigen Sportstopp, wie es im Frühling der Fall war, wird es jetzt im Winter wohl eine deutlich längere Zeit kein geregelter Tennisbetrieb stattfinden.

Es wird so oder so ein harter Tenniswinter. Egal, ob für Vereine, Sportler und Hallenbetreiber. Insbesondere jedoch auch unter gesundheitlichen Aspekten für alle sportlich Aktiven – egal aus welcher Altersgruppe.

Wie wurden denn die Angebote der Vereine und des TVM von den Mitgliedern und besonders den Jugendlichen im Laufe des Jahres aufgenommen?

Zu Beginn der Pandemie waren sehr schnell zahlreiche Vereinsvertreter und Trainer an uns herangetreten mit der Bitte, weiterhin Turniere und Wettkampfmöglichkeiten anzubieten.

Ich denke, dies ist uns gelungen, beispielsweise haben wir die Tennolino-Cups und das Mannschaftsangebot U9 / U11 / U13 angepasst. Hier haben wir mit weniger Teilnehmern und Betreuern sowie einer kürzeren Spielzeit die Maßgaben erfüllet.

Darüber hinaus haben wir die Mannschaftsspiele verlegt und die Wettspielordnung angepasst. Hier gilt ein herzlicher Dank der Geschäftsstelle, welche in außerordentlicher Weise Mehrarbeit zu leisten hatte.

Von den Vereinen haben wir das Feedback erhalten, dass viele Angebote im vergangenen Sommer sogar verstärkt genutzt wurden und die Sportler sich sehr dankbar gezeigt haben.

Einige Trainer haben signalisiert, dass Kids, die sonst eher andere Sportarten betreiben, deutlich mehr Tennis gespielt haben.

Was haben die verschärften Maßnahmen im November von Seiten der Politik bewirkt?

Natürlich sind diese Maßnahmen absolut notwendig und sinnvoll.

Dennoch kann man nicht alles absolut nachvollziehen. Die Politik hat den Tennissport im November, jedenfalls in NRW, nahezu komplett heruntergefahren.

Tennis ist eigentlich dank Platz- und Raumgröße deutlich im Vorteil gegenüber anderen Sportarten.

Viele Vereine konnten nicht verstehen, dass es zu keiner entsprechenden Risikobewertung und Differenzierung der Maßnahmen kam.

Es ist auch wenig nachvollziehbar, dass Tennis indoor verboten wurde, während an den Schulen der Sportunterricht weiter ohne Maske stattfand.

Die Politik hat sich in vielerlei Hinsicht unbeweglich gezeigt und zu wenige Handreichungen an die Tennis- und Sportverbände weitergegeben.

Ich vermisse eine klare langfristige Strategie, an der wir uns als Verband gerne angelehnt hätten, um somit dauerhafte Konzepte erarbeiten zu können.

Welche Gefahren für Fitness und Gesundheit gehen daraus hervor?

Die mit Abstand häufigsten Todesursachen in Deutschland stellen immer noch Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs dar.
Das Risiko beider Erkrankungen lässt sich nachweißlich mit sportlicher Betätigung – also auch durch Tennis – deutlich verringern.

Die Krankenkassen haben in der Vergangenheit viel Geld in Maßnahmen investiert, die diese Wahrnehmung fördern. Doch nun wurde all dies überwiegend eingestellt und die Konzentration liegt ausschließlich auf der Bekämpfung der „Corona“-Pandemie.

Die anderen gesundheitlichen Gefahren und die Bedeutung von Sport zu deren Bekämpfung, sollten jedoch nicht – wie ich es aktuell empfinde – vollkommen ausgeblendet werden.

Es hat sich gezeigt, dass die Tennis-Lobby nicht so gut aufgestellt ist, wie wir gedacht haben.

Wir haben 17 Landesverbände, aber jeder ist ein wenig auf sich gestellt. Der DTB scheint als Dachverband hier zu wenig Sprachrohr gewesen zu sein – dies ist ein absoluter Nachteil.

Im Fußball oder auch in den Kirchen sind die Interessen besser organisiert und gebündelt – dies hat Tennis, als drittgrößter Deutscher Sportverband – nicht geschafft. Hier scheint die Struktur verbesserungswürdig.

Daher sollte 2021 unser zentrales Bestreben sein, noch besser unter den NRW-Landesverbänden – wie auch bundesweit – zu kooperieren.

Welche konkreten Ideen kommen dir hierbei in den Sinn?

Ich bin jetzt seit 21 Jahren Bezirksjugendwart und beispielsweise noch nie mit einem Bezirksjugendwart eines anderen Verbandes zu einem ordentlichen Austausch zusammengekommen.

Der Austausch findet ausschließlich hierarchisch statt. „Runde Tische“ und mehr Kooperation auf der unteren bzw. praxisnahen Ebene, finden zwischen den Verbänden – jedenfalls in NRW – nicht statt.

Mit welchen Gedanken und Hoffnungen geht es in das Jahr 2021?

Es wäre toll, wenn wir als Verband fähig wären, etwas zu entwickeln. Denn ich bin mir sicher:
Wir können sinnvolle Trainings- und Wettkampfangebote „corona-konform“ bereitstellen und an die Vereine weitergeben. Wenn man uns nur lässt, sind wir in der Lage – mit differenzierten und verlässlichen Richtlinien – Möglichkeiten zu schaffen, Tennis auch während der Pandemie weiter auszuüben. Denn eigentlich ist Tennis geradezu prädestiniert, in solchen Situationen weiter betrieben zu werden.

Wir müssen trotzdem weiter zuversichtlich sein und behalten unsere positive Haltung bei:

Gerade Jugendliche – aber natürlich auch alle anderen Aktiven – sind gewillt und haben weiter Lust auf Tennis, das bekomme ich täglich zu spüren.

Wir möchten, dass der Tennissport lebt und wünschen uns daher für das kommende Jahr weiter so gutes Feedback, eine bessere Vernetzung, weniger Leerlauf – und natürlich eine sinnvolle Unterstützung durch die Politik und die Verantwortlichen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine angenehme Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr.