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Nachbericht: 2. Bundesliga Herren

In der 2. Bundesliga der Männer hat der Aufsteiger THC Brühl als Tabellensiebter den Klassenerhalt geschafft. Das Team von Blau-Weiss Aachen musste sich hinter Versmold mit dem 2. Platz zufrieden geben. Aachen hatte in der Endabrechnung zwei Matchpunkte weniger als Versmold auf dem Konto. Die Ostwestfalen steigen somit in die 1. Bundesliga auf. Der dritte TVM- Verein, Rot-Weiss Köln, wurde Dritter in der Abschlusstabelle und verpasste somit den anvisierten direkten Wiederaufstieg. Absteigen aus der 2. Bundesliga müssen die Teams vom Oldenburger TeV (8.) und vom Tennisclub SCC Berlin (9.)

THC Brühl: Klassenerhalt

Die Aufsteiger aus Brühl waren vor dem Start in ihre erste Zweitliga-Saison in der 2. Bundesliga schon ein wenig aufgeregt. „Klar waren wir nervös“, bringt es Teamkäpten Andy Blair in einem Satz auf den Punkt, um dann doch ein wenig ausführlicher zu werden. „Wir wussten doch gar nicht was auf uns zukommt. Wie stark sind die Gegner, wie kommen wir mit den ganzen Reise- und Organisationsstrapazen aus“, nennt er einige Aspekte, die speziell auch ihn, dem Chefplaner, vor dem Premierenstart doch ziemlich beschäftigten.

Vielleicht kam dem Team zugute, dass es am 1. Spieltag frei hatte. Spieler und Coach konnten schon mal sehen, wie sich die anderen zum Auftakt „bekriegen“. Dann gings endlich los mit einem Doppelspieltag in Berlin. Das Motto war „Berlin sollte eine die Reise wert sein“. Es passte dann auch. Die Niederlage zum Auftakt bei Rot-Weiss Berlin konnte verkraftet werden. Der Sieg gegen den SCC Berlin, gegen die man unbedingt gewinnen wollte, war dann auch ein Fingerzeig für den weiteren Saisonverlauf. „Wir lagen nach den ersten Einzel 0:3 zurück, bevor wir die nächsten Spiele alle gewinnen konnten“, unterstreicht der Coach die Moral seiner Schützlinge. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatten auch die mitgereisten gut 60 Fans, die sich bereits bei der Bekanntgabe des Spielplans für den Berlin Trip entschieden hatten. „Die Unterstützung war toll“, war der Tenor aus dem Kreis der Aktiven. Die wurden übrigens von ihrem „Ober-Fan“ Ralf Görres ganz unkompliziert im Privat Bulli in die Bundeshauptstadt chauffiert. „Das machte mir auch organisatorisch vieles einfacher“, freute sich Andy Blair über das Engagement von Ralf Görres, der 2013 übrigens zum Kölner Karnevalsprinzen, Ralf III., gekürt wurde. Das Tennis Herz des gebürtigen Eifelers, der in Brühl lebt, schlägt inzwischen fest für den Aufsteiger Club.

Berlin war somit ein Reise wert, bevor ein Woche später beim aktuellen Aufsteiger Versmold mit 0:9 Lehrgeld bezahlt werden musste. Die Schlappe musste der Aufsteiger schnell wegstecken, denn nur zwei Tage später war Oldenburg zu Gast in der Schlossstadt. „Gegen die mussten wir schon gewinnen, um das Ziel Klassenerhalt nicht aus den Augen zu verlieren“, waren sich die Mannen um Andy Blair im klaren. Es wurde eng, aber es klappte.

Nach dem 5:4 Erfolg ging der Blick weiter optimistisch nach vorne, obwohl die Rahmenbedinungen für den Coach nicht einfach waren. „Verletzungspech hatte unsere Planungen bereits zu Beginn schnell über den Haufen geworfen. Die Nummer 2, Mate Vakusz, hatte sich vier Tage vor dem Bundesligastart den Fuß gebrochen, außerdem zog sich Daniel Michalski nur wenig später beim Training mit der polnischen Davis Cupmannschaft eine Kahnbeinverletzung zu. Beide standen dann nicht mehr zur Verfügung. Abspracheprobleme gab es zusätzlich mit der Nummer 1, Lukas Klein, der so Andy Blair, zweimal eine Zusage rückgängig machte, weil zwei Bundesligaspiele aus Termingründen nicht in das Konzept des serbischen Davis Cup Coaches passten. „Das war ärgerlich, aber damit muss man leben, zumal wir wussten, dass bei Lukas die eigene Karriere Priorität hatte“, plauderte Andy Blair aus dem Insider Nähkästchen des Profialltags.

Es ist trotz allem gut gegangen. Die zwei 1:8 Klatschen gegen Sennelager und Aachen sowie die 3:6 Niederlage gegen Bremen konnten dem Klassenerhalt nichts mehr anhaben, weil im abschließenden Spiel gegen sicherlich auch dezimierten Kölner mit 6:3 alles klar gemacht werden konnte. Dass die Gäste aus der Domstadt nicht abschenkten, weil ihr Aufstieg aufgrund ihres schlechteren Matchverhältnisses gegenüber Versmold und Aachen theoretisch in weite Ferne gerückt war, verdeutlichte der Ensatz von Dustin Brown, der in der Nacht vor dem Spiel von Venedig gen Brühl düste, um seine Kölner zu unterstützern. Sichtlich ermüdet musste er sich im Einzel geschlagen geben. Im Doppel, steuerte er aber den dritten Punkt für die Gäste bei.

„Nachdem klar war, dass wir auch im nächsten Jahr in der 2. Bundesliga spielen, war die Freude bei allen im Club riesig“, schildert Andy Blair die Euphorie auf der Anlage am Wasserturm. „Es waren mehr Zuschauer auf der Anlage als der Club Mitglieder hat“, waren Coach und Spieler baff von der Unterstützung der Fans, Mehr als 600 sollen es gewesen sein, unter denen sich sicher auch die Berlin Fahrer vom 1. Spielwochenende befanden und na klar auch Ralf Görres befunden haben.Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Brühl endgültig in der 2. Liga angekommen.

Blau-Weiss Aachen: Aufstieg verpasst

Zum 60 jährigen Club-Geburtstag sollte der Aufstieg der Männer in die 1. Bundesliga das Sahnehäubchen werden. Nach der Deutschen Vizemeisterschaft der Frauenmannschaft in der 1. Liga, war alles angerichtet. Vor dem letzten Spieltag führten die Aachener die Tabelle mit einem Matchpunkt vor Versmold an. Jetzt noch ein klarer Sieg über Sennelager und wenn möglich ein nicht so deutlichen Sieg von Versmold über Bremen sollte das blau-weisse Geburtstagsglück perfekt machen.

Es kam anders. Zwar gewannen die Blau-Weissen ihr letztes Spiel gegen Sennelager mit 5:4, gleichzeitg war im Fernduell Versmold aber mit 8:1 gegen Bremen erfolgreich. Bei diesen Ergebnissen musste nicht mehr nachgerechnet werden. Versmold verdrängte Aachen mit zwei Matchpunkten mehr auf dem Konto von Platz 1 und steigt damit in die 1. Bundesliga auf. Soweit die Fakten und jetzt die Emotionen. „Wir waren traurig aber wir fallen nicht in ein tiefes Loch“, fasste Teamchef Marc Zander die Stimmungslage nach dem verpassten Aufstieg zusammen. „Sennelager war sehr stark, wir hatte bislang noch nie gegen sie gewonnen“, analysierte Zander nüchtern sportlich den ersten Sieg über die Gäste aus Westfalen. Gewonnen aber doch irgendwie verloren. Da war doch was erinnerten sich einige an ein Jahr zuvor, als die Mannschaft zum Schluss trotz Sieg mit fünf Matchpunkten zu wenig schon einnmal am Aufstieg gescheitert ist.

Die Oecher (Aachener) sind optimistisch. Weil alle guten Dinge bekanntlich drei sind, sollte es im nächsten Jahr doch klappen. Soweit wollte man kurz nach dem letzten Matchball nicht denken, aber Marc Zander bleibt auch in dieser Hinsicht seiner klaren Linie treu. „Die Liga wird im nächsten Sommer noch stärker, deshalb denken wir auch heute erstmal an den Klassenerhalt bevor über mögliche Ziele in weiter Ferne nachgedacht wird.“ Seine, die Philosophie von Blau-Weiss, ist hinlänglich bekannt. „Wir werden keine hektischen Aktionen starten, um besser zu werden. Unsere Mannschaft muss sich entwickeln können und vor allem muss die Atmosphäre stimmen.“ Die stimmt schon immer im Club am Brüsseler Ring in Aachen sowohl bei den Frauen als auch Männern. „Wir spielen mit unseren Spitzenteams seit zehn Jahren in der 1. oder 2. Bundesliga. Mit dabei sind seit dieser Zeit u.a. Leistungsträger wie Yannick Mertens, Niels Desein, Yannik Reuter und auch Joris De Loore, der seit der Jugend ein Blau-Weisser ist,“ erinnert Marc Zander an eine für Profiverhältnisse ungewöhnliche Bindungstreue. Die Würdigung mit einer Goldenen blau-weissen Bundesliganadel im Rahmen der offiziellen 60jährigen Jubiläumsfeier sollte den Treuesten gewiss sein.

Zurück zum sportlichen der 2. Liga. Gleich zum Auftakt musste sich Aachen im TVM-Derby bei Rot-Weiss Köln mit 4:5 geschlagen gegen. Zander, der kein Verfechter des Nachkartens ist, tat dies Niederlage und seinen Mannen doch weh. „Wir mussten kurzfristig auf De Jong verzichten, der sich an der Schulter verletzt hatte. Mit ihm hätten wir meiner Meinung nach gewonnen“, fasste er deutlich seine kurze Schmerzbewältigung zusammen.

Danach lief`s für die Aachener im Grund wie geschmiert. Selbst der starke Mitkonkurrent aus Versmold wurde auf deren Anlage mit 7:2 in die Schranken verwiesen. Zweimal 8:1 gegen Brühl und den SCC Berlin sowie der 7:2 Erfolg gege Rot-Weiss Berlin bescherten wie eingangs schon erwähnt vor dem letzten Spiel Aachen den 1. Tabellenplatz. Anschließend wurde der bereits beschriebene 5:4 Erfolg über Sennelager gemeldet, der aber wegen der fehlenden zwei Matchpunkte auf der Habenseite lediglich den 2. Platz bedeutete. „Wir suchen jetzt nicht nach den fehlenden zwei Matches“, bleibt Zander seiner Linie treu. „Das tut man nicht.“

Sie waren unter dem Strich also zufrieden und nicht nachtragend mit der zurückliegenden Saison. Kleinigkeiten, die mit dem eigenem sportlichen Tun nichts zu tun hatten, ärgerten dennoch ein wenig. Verständlich zum Beispiel die Ansetzung der beiden Spiele in Berlin. „Wir mussten innerhalb von fünf Tagen zweimal quer durch Deutschland reisen. Das ist eigentlich unzumutbar“, beklagt sich Marc Zander bei den Terminplanern im DTB, „Das haben wir denen auch so kommuniziert.“ Mit der Deutschen Bundesbahn sind sie damals nach Berlin gedüst. Für die Tenniscracks, die nach der Rückkehr ihre Anschlussflüge nicht verpassen wollten, musste die Fahrt im ICE nicht unbedingt die gemütlichere Reise Variante sein. Der Team Manager weiß aber auch, dass man es nicht allen recht machen kann, aber einen weiteren Vorwurf kann er den DTB-Leuten nicht ersparen. “Zweimal wurde ein Heimspiel von uns mit einem von Kurhaus Aachen in der 1. Bundesliga angesetzt.“.

So war beim letzten wichtigen Spiel der Blau-Weißen gegen Sennelager nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt im Kurpark der Tabellenführer der 1. Bundesliga aus Düsseldorf Gast von Kurhaus Aachen. „Damit fehlten uns Zuschauer und somit auch Gelder. Mir fehlt da wirklich ein wenig Fingerspitzengefühl“, läßt Zander seinem Unmut wie immer sehr dezent freien Lauf. Jetzt wollen alle erst einmal durchschnaufen, alles sacken lassen. Aber beizeiten wollen sie auch noch ein wenig feiern. Gründe dafür gibt’s ja zur Genüge.

Rot-Weiss Köln: Aufstieg vertagt

Mit dem 5:4 Heimsieg über Blau-Weiss Aachen, einen der härtesten Mitkonkurrenten um den Aufstieg, startete das Rot-Weiss Team recht erfolgversprechend in die neue Saison. Der direkte Wiederaufstieg war das erklärte Ziel. Aber bereits das Auftaktspiel zeigte, dass es ein ganz schwieriges Unterfangen werden würde. Die Bilanz bis zum finalen Wochenende konnte sich denoch sehen lassen. Bis auf die knappe 4:5 Niederlage in Versmold wurden nur Siege vermeldet. Vor dem letzten Spielwochenende belegten die Kölner mit 12:4 Punkten noch die Tabellenspitze, aber bereits zu diesem Zeitpunkt war klar. Der direkte Wiederaufstieg konnte abgeschrieben werden, da Köln nur noch ein Spiel (in Brühl) zu absolvieren hatte, während die beiden Verfolger aus Aachen und Versmold (jeweils 12:2 Punkte) in noch jeweils zwei Spielen ihr Punkte- und Matchkonto noch aufbessern konnten.

Beim Blick auf das Matchverhältnis der drei führenden Teams war klar, dass es zum Schluss auf ein Finale Aachen gegen Versmold laufen würde. Deren Gegner waren der TuS Sennelager und der Bremer TC. Die Kölner hatten vor ihrem letzten Auftritt beim TVM-Nachbarn in Brühl 41:22 Matchpunkte auf ihrem Konto. Aachen und Versmold lagen vor ihren beiden letzten Spielen mit 46:17 bzw. 45:18 Matchsiegen theoretisch uneinholbar vor dem Köln Team, vorausgesetzt sie leisteten sich nicht unerwartete Niederlagen. „Uns war natürlich zu diesem Zeitpunkt längst klar, dass der Aufstieg abgeschrieben werden musste“, erläutert Kölns Tennis Chefin Sussan Karimi das finale Wochenende. Aber sie gibt zu, dass bereits nach der 4:5 Niederlage in Versmold am 4. Spieltag aus ihrer Sicht das erhoffte Ziel abgeschrieben werden musste. „Wir konnten aus eigenen Kräften nichts mehr beitragen. Außerdem war es schwierig immer ein schlagkräftiges Team aufzubieten, da vier Spieler sehr früh nahezu völlig ausfielen. Wir mussten fast immer mit demselben Aufgebot antreten“, erklärt Karimi nicht eingeplante Schwierigkeiten.

In einer Liga, die inzwischen so ausgeglichen stark ist, muss ihrer Meinung schon alles stimmen, um hoch gesteckte anvisierte Ziele umsetzen zu können. „In Versmold hatten wir zudem die Seuche, dass von drei Matches im Champion Tiebraeck nur eins gewonnen werden konnte“, sucht sie aber nicht in Kleinigkeiten für eine Entschuldigung. Der Blick ist jetzt nach vorne gerichtet. „Wir wollen im nächsten Jahr einen neuen Anlauf starten“, gibt sie sich kämpferisch optimistisch. „Man darf nicht so vermessen sein, dass es gleich beim 1. Mal klappt, denn die Liga ist einfach zu stark. Andere Teams wie Aachen versuchen auch schon seit Jahren hochzukommen“, fügt sie erklärend hinzu. Die Auftritte ihrer „Asse auf Asche“ auf der heimischen Anlage waren für sie und den Club immer ein super Event. „Wir hatten viele Zuschauer, eine tolle Atmosphäre und rassige Spiele“, gewinnt sie dem verpassten Aufstieg dennoch viel positives ab.

Kritisch sieht sie dennoch einige Rahmendbedingungen der Liga, die ihrer Meinung nach ein Update nötig hätten. „Die Freitagsspiele müssten abgeschafft werden, an dem Tag bekommst du Spieler nur unter den schwierigsten Bedingungen“, nennt sie einen Punkt, der alle Clubs betrifft. Außerdem sollte die 2. Liga auch in Viererteams antreten oder die Meldeliste müsste wenn schon in Sechsermannschaften gespielt wird, um zwei weitere Plätze erweitert werden,“ nennt sie einen weiteren Punkt, der in der Praxis allen weiterhelfen würden. Sie denken also nicht nur in „rot-weiss“. Von Verbesserungen sollten alle profitieren. Für die Kölner ist die Bundesliga trotz der kleinen Aufstiegsdelle ein „Super Produkt“.



Text: Michael Thoma

Bilder Brühl (1 & 2): Dirk Morla

Bild Aachen: Marc Zander

Bild Köln: Benedikt Ernst