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Leistungssport

Vier TVM-Teams bundesligareif

Vorschau Herren 1. / 2. Bundesliga

Der TK Kurhaus Aachen spielt in dieser Saison als einzige Mannschaft aus dem TVM in der 1. Bundesliga (3.7.- 14.8.). Abgestiegen war bekanntlich das Team von Rot-Weiss Köln, das nun gemeinsam mit Blau-Weiss Aachen und dem Aufsteiger THC Brühl in der 2. Bundesliga aufschlägt. Der Saisonauftakt für die Zweitligisten ist am 10. Juli. Knapp einen Monat später wird am 7. August nach dem letzten Spielen feststehen wie sich die drei TVM-Teams geschlagen haben.

1. Bundesliga: Kurhaus Aachen "Doppel-Stark"

An die letzte Saison erinnern sie sich beim TK Kurhaus nicht so gerne. Drei Unentschieden zum Auftakt. Es hätte gefährlich werden. können. Zwei Siege machten aus der durchwachsene Bilanz dann noch eine zufriedenstellende. “Der Sieg gegen den Favoriten Großhesselohe blieb allen im Gedächtnis. In der Endabrechung stand Platz 7 – also nichts halbes und nichts ganzes. Hauptsache Klasse gehalten.

„Wir wollen definitiv besser abschneiden als im Vorjahr“, gibt Coach Dominik Meffert die Parole für den Sommer aus. Sein „Chef“ Alexander Legsding denkt zunächst mal vorrangig „nur“ an den Klassenerhalt „Aber auch ein Platz im guten Mittelfeld ist möglich“, ergänzt der sportliche Leiter. Also auch besser als Platz 7. Sie müssen nicht tiefstapeln. Die beiden Chefplaner haben gut „eingekauft“.

„Ich sehe uns stärker als im Vorjahr. Viele Spieler sind geblieben und haben sich verbessert wie die beiden Franzosen Hugo Delliens und Quentin Haly“, wird Dominik Meffert, der seit 2002 bei Kurhaus als Spieler und Trainer engagiert ist, konkreter. Für Legsding ist die Mannschaft mit den zusätzlichen Doppelspezialisten breiter aufgestellt. Die haben es auch in sich. „Spektakulär“ nennt Legsding die Verpflichtung des Weltranglistensiebten im Doppel, Pierre-Hugues Herbert. Die Zuschauer dürfen sich auf die Auftritte des 31 Jährigen Franzosen freuen, der mit Nicolas Mahut schon nahezu jedes Grandslam Turnier gewonnen hat. „Er hat sich selbst bei uns beworben“, freuen sich die Kurhaus-Macher über die immer noch sehr gute Kurpark-Adresse. Doppelstark ist auch Filip Misolic, den Dominik Meffert zum Kurpark gelotst hat. Der Österreicher verbesserte sich innerhalb eines Jahres von Platz 1000 auf 225 in der ATP Bestenliste. Die erste Neuverpflichtung wurde bereits im letzten August direkt nach der Saison perfekt gemacht.

Yannick Hanfmann (30) war viele Jahre während seines Studiums in den USA als Collegespieler unterwegs war, bevor er danach in der Bundesliga bei Weinheim und 2016 auch schon einmal für eine Saison in Aachen gespielt hat. Ein Jahr später wurde er bekanntlich für Deutschland im Daviscup eingesetzt (2017 gegen Portugal). Mit seinen knappen Zwei Metern Körpergröße zählt er zu den weiteren Doppelspezialisten im Team. Nicht zu vergessen Tim Pütz. Der Daviscupspieler wird weiterhin seine Doppelqualitäten unter Beweis stellen wie auch Nils Langer, der in der Vergangenheit für so manchen Doppelpunkt gut war. Angeführt wird der Kader von Pablo Cuevas. Der „Sandplatz Wühler“ aus Uruguay hat bei seinen Auftritten mit seiner attraktiven Spielweise im Kurpark immer viele Zuschauer angelockt.

Nicht mehr im Team sind Spitzenspieler Roberto Baudista Agut. „Er ist momentan einfach zu gut für die Liga. Wegen der ATP Regeln hätte er kaum Termine bei uns wahrnehmen können“, erläutert Alexander Legsding den Abschied. „Wir sind aber weiter in Kontakt, vielleicht gibt’s ja ein Wiedersehen“, bleibt man Optimist. Vermissen werden die Fans auch Cedrik-Marcel Stebe, der wegen zahlreicher Verletzungen kürzer treten muss. Favoriten sind für Coach Dominik Meffert die Teams aus Großhesselohe und Mannhein. Für Alexander Legsding wird auch der Gladbacher HTC eine gute Rolle spielen. Egal wie bärenstark ein Gegner aufgestellt ist, man muss abwarten wer letztendlich spielt. Eine jährlich wiederkehrende Weisheit für alle Teams.

Wichtig werden die ersten Spiele. Gegen den Aufsteiger Essen Bredeney gibt’s ein Wiedersehen mit Ruben Bemelmans. Außerdem sind alle gespannt wie sich der zuletzt so stark auftrumpfende Ex-Kölner Oskar Otte im Kurpark vorstellen wird. Es folgen zwei Auswärtsspiele gegen Krefeld und Rosenheim, bevor dann die Jungs der „Ewigen Liebe“ von Blau-Weiss Neuss in Aachen aufschlagen. Anschließend geht es zum Meister nach Mannheim und zum Aufsteiger Ludwigshafen. Es folgt das Derby zuhause gegen den Rochusclub Düsseldorf, bevor am vorletzten Spieltag (12.8.) noch einmal die Koffer für eine längere Reise gen Süden nach Großhesselohe gepackt werden. Zwei Tage später wissen dann nach dem Heimspiel gegen den Gladbacher HTC alle mehr, ob der TK Kurhaus auch in der nächsten Saison erstklassig sein wird. Möglicherweise entscheiden im Saisonfinale ja die Doppelspiele, ob die Prognose der Kurhäusler „besser als im Vorjahr“ zutreffen wird.

Für Jugendliche bis 17 Jahre ist erstmals der Eintritt frei. „Wir wollen dem Nachwuchs ein Einblick in das Tennis- Profi bieten und dafür begeistern“, erläutert die Clubführung diese Maßnahme. Von den Auftritten der Weltklasse-Doppelspezialisten können alle auf jeden Fall ne ganze Menge lernen.

2. Bundesliga

Rot-Weiss Köln: Projekt Wiederaufstieg

Mit ihrem Team, das an der Spitze immer noch mit Benoit Paire ein Top 100 Spieler (53) anführt, wird, so die klare Aussage, der direkte Wiederaufstieg geplant. „Es wird nicht einfach“, räumt Sussan Karimi, Kölns Team-Chefin ein. „Wie immer kommt es darauf an, wer einsatzbereit ist. Außerdem ist die 2. Liga erheblich stärker geworden. Fast alle wollen im Grund aufsteigen“, nennt sie Aspekte, die für eine attraktive Liga sprechen. Reizvoll wird auf jeden Fall bereits das Auftaktsspiel am 10. Juli auf der eigenen Anlage am Olympiaweg. Gegner ist Blau-Weiss Aachen, ebenfalls ein ehemaliger Erstligist, den Sussan Karimi mit zu den Favoriten für den Aufstieg zählt. „Wir freuen uns auf das TVM Lokalderby.“ Abgerundet wird die Saison am 7. August ebenfalls mit einem Derby. Dann müssen die Kölner kurz über die Autobahn zum Aufsteiger THC Brühl. Spannung ist auch für die Begegnung programmiert, da die Gäste aufsteigen und der Gastgeber nicht absteigen wollen. Wie die Punktekonstellation vor dem 1. Aufschlag aussehen wird, bleibt abzuwarten. Es kann spannend werden wenn noch jeder Punkt zählt.

Der Kader der Kölner ist so gut wie zusammen geblieben. Lediglich der Name von Andreas Seppi fehlt in der Meldeliste. „Der konnte terminlich sowieso nie“, kommentiert Sussan Karimi den Verlust des Südtirolers, der inzwischen wieder zu den Top 100 (Platz 98) gehört. Er wechselte in die 2.Bundesliga Ü-30 zum TC Pfarrkirchen. Der Club will aufsteigen und hat sich dafür u.a. mit dem Ex-Kölner Fabio Fognini und Kurhaus Spieler Steve Darcis verstärkt.

Drei Spieler tauchen im Rot-Weiss Kader auf, die erstmals in der Bundesliga spielen. Marc Andrea Hüsler kommt aus der Schweiz. Der 25-Jährige ist derzeit auf Platz 125 der ATP Bestenliste geführt. Sussan Karimi, die einige Zeit in Zürich lebte, hatte den Kontakt zum ehemaliugen „Nachbarn“ hergestellt . „Er wohnte bei mir so um die Ecke.“ Die Bundesliga ist auch für den Italiener Francesco Forti Neuland. Der 22 Jahre alte Neuling, der aus historischen Städtchen Cessena aus der Region Emilia Romana stammt, liegt auf ATP Rang 323. Florian Broska (24) stellt sein Talent derzeit als Collegespieler der Mississippi University in den USA noch unter Beweis. Vierter Neuzugang ist der Argentinier Marco Trungeletti, mit 32 Jahren ein erfahrener Spieler, der beim Rochusclub in Düsseldorf zuletzt Bundesliga Erfahrung sammeln konnte. Er ist ein Top 200 Spieler (181). Zum Kader zählt immer noch Publikumsliebling Dustin Brown. Der 37 Jahre alte Jamaikaner hat angekündigt, künftig wieder für sein Heimatland im Davis Cup anzutreten. Zwischenzeitlich war Brown, der die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, auch schon ins Deutsche Davis Cup Team berufen worden.

„Wir haben wieder Wert darauf gelegt, dass die Spieler zu uns passen“; erläutert Sussan Karimi die Kontaktaufnahme. „Wir arbeiten nicht mit Spielervermittlern zusammen. Die Spieler kennen sich untereinander und so sind wir immer fündig geworden.“ Sie betrachten sich mit den Mitgliedern als große Familie. Denen soll natürlich was geboten werden – am besten der Aufstieg.

THC Brühl: Optimistische Neulinge

Auf geschichtsträchtiger roten Asche wird in diesem Sommer erstmals um Bundesligapunkte gekämpft. Die Tennis Nostalgiker erinnern sich. 23 Jahre wurde auf der Tennis Anlage in der Schlosstadt das internationale Europäische Jüngsten Turnier ausgetragen. Die Teilnehmerliste konnte sich sehen lassen. 1980 siegten hier zum Beispiel Steffi Graf und Boris Becker gleichzeitig bei der 3. Auflage des Turniers. So was gibt’s sonst nur in Wimbledon. Andere wie Monica Seles, Maria Shaparova oder Goran Ivanisevic und Tommy Haas verdienten sich hier ebenfalls ihre ersten Sporen, bevor ihr Aufstieg in die Weltspitze gelang.

Im letzten Sommer, 43 Jahre nach dem ersten Jüngstenturnier, gelang dem Herrenteam mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga der bislang größte Mannschaftserfolg in der Vereinsgeschichte. „Beim dritten Mal hat der Aufstieg endlich geklappt“, erinnert sich Andy Blair, Mannschaftskapitän, Clubtrainer und Teammanager in einer Person. „In den beiden Jahren zuvor hatten wir mit Versmold und Bredeney zwei Übermannschaften, an denen wir nicht vorbeikamen.“

„Die Freude vor der Zweitligapremiere ist im Club ist riesig“, berichtet der Trainer, der sich auch der Unterstützung des Vorstands sicher sein kann. Alle ziehen an einem Strang. Als die Termine feststanden haben sich sofort, so erzählt es der Teamkäpten, spontan 40 Fans für das erste Auswärtsspiel (15.7.) gegen den traditonsreichen LTTC Rot-Weiss Berlin in der Bundeshauptstadt gemeldet. Die Fahrt wird sich lohnen, denn zwei Tage später am Sonntag, ist der zweite Berlin Verein, der SCC Berlin, Gastgeber der Brühler Aufsteiger. Der Auftakt hat es somit schon in sich. Berlin wird auf alle Fälle immer eine Reise wert sein. Mit Interesse wurden auch die Termine gegen die TVM-Kontrahenten registriert. Nicht so weit ist die Reise am 29. Juli zum TVM Nachbarn nach Aachen, bevor zum Abschluss am 7. August auf der heimischen Anlage das Team von Rot-Weiss Köln, einer der Aufstiegskandidaten, beim Aufsteiger aufschlägt. Ein Highlight zum Abschluss also.

Die Kölner und die Aachener sowie die Mannschaft aus Versmold zählen für Andy Blair zu den Favoriten der Liga. „Die sind am finanzstärksten und haben entsprechend den stärksten Kader.“ Ohne Erfolgsdruck aber auch mit einer Portion Gelassenheit will der Aufsteiger die Spiele in der neuen Liga angehen. Verstärkt hat sich der Aufsteiger u.a. mit dem Ungar Mate Valkuaz, der zuletzt in der Regionalliga in Kaiserswerth gespielt hat. Neu ist auch der Spanier Nicolas Alvarez Varona, der zum ersten Mal in einem deutschen Verein spielt. Verlassen hat den Verein Jiri Lehecka, der zum Erstligisten Großhesselohe gewechselt ist. „Der Abgang hat uns schon weh getan“, trauert der Teamchef dem Tschechen nach, der inzwischen zu den Top 100 der ATP zählt. Aus dem eigenen Nachwuchs wurden Luis Klaus und Yannick Mix, zwei Brühler Jungs, in den Kader „befördert“.

„Unsere Stärke liegt klar in unserem Teamgeist und der geringen Fluktuation innerhalb der Mannschaft in den letzten Jahren, deshalb traue ich uns auch den Klassenerhalt zu“, ist Andy Blair Optimist. Die Heimspiele will man gewinnen. Die Platzanlage an der Liblaer Straße verpflichtet eben.

Blau-Weiss Aachen: Eigentlich Aufstiegskandidat

„Blau-Weiss ist traditionell konservativ mit Prognosen“, kommentiert Marc Zander, Sportvorstand des Clubs, die Frage nach den Zielen seiner Herrenmanschaft - auch für diese Saison. Eben „same procedure as every year“ . Soll heißen. Wir müssen nicht aufsteigen, aber wenn`s klappt, her damit. Dieses Jahr wäre der Sprung in die Erstklassigkeit auch ein Präsent für das 60 jährige Vereinsjubliäum. Im Vorjahr ist das Team bekanntlich knapp am Wiederaufstieg gescheitert. Der Vizemeister muss sich also nicht kleiner machen oder verstecken. Aber die konservativen Strategen vom Luxemburger Ring wissen wie schwer die Saison wieder werden kann. Mit Absteiger Rot-Weiss Köln grüßt zum Auftakt ein TVM-Nachbar, der klar das Projekt Wiederaufstieg auf seine rot-weissen Fahnen geschrieben hat. „Favoriten sind für uns Köln und Versmold“, weiß man in Aachen um die Ambitionen der Aufstiegs-Bekenner.

Mit ihrer Kaderzusammenstellung sind die Aachener zufrieden. „Das Team verfügt über viel Erfahrunga in der Liga“, nennt Zander ein Plus seiner Mannschaft, die von den beiden jungen Wilden, Zizou Bergs und Jesper de Jong, auf den Top Positionen angeführt wird. Dahinter folgt mit Santiago Fa Rodriguez Taverna ein Spieler aus Argentinien, der jedem Clubsprecher bei der Vorstellung höchste Konzentration abverlangt. Europäischer klingen die Namen der andere Neuen. Viktor Durasovic, der Norweger, der von Krefeld kommt, sowie Michael Geerts, ein Belgier, der zuletzt beim Erstligisten in Bredeney aufgeschlagen hat. Stolz ist Marc Zander auch darauf, dass mit den beiden Belgiern Gauthier Onclin (zuletzt Berlin) und Pierre Yves Baily (Aufsteiger aus dem 2. Team) neu im Kader gemeldet sind. Die Mischung aus europäischen alt und jung garniert mit dem südamerikanischen Sahnehäubchen soll es dieses Mal also gerichtet werden. Verschmerzen muss der Teammanager lediglich auf Tim Van Rijthoven, der zu Essen Bredeney gewechselt ist.

Richtungsweisend wird möglicherweise bereits das Auftaktspiel beim Verbandsnachbarn in Köln sein. Wenn die klaren Aufstiegsbekenner und die konservativen „schau`n mer mal“ Kontrahenten aufeinandertreffen, sind reizvolle Matches mit viel Spannung vorprogrammiert. Aber die Saison ist auch nach diesem Derby noch lang genug, um Patzer zu beheben bzw. Kurskorrekturen vorzunehmen. Ebenfalls in einem Auswärtsspiel treffen die letztjährigen Vizemeister am 24. Juli in Versmold auf ein weiteren Aufstiegskandidaten. Zur Halbzeit ist somit bereits abzusehen wohin die Reise in der Abschlusstabelle gehen kann.

Strapaziös werden für die Blau-Weissen auf jeden Fall am 31. Juni und am 5. August die Fahrten zu den Auswärtsspielen nach Berlin. Dort ist zunächst an einem Sonntag der SCC Berlin Gastgeber, nur fünf Tage später, also an einem Freitag, dürfen die Aachener erneut die Berliner Luft genießen. Auf diesen Zweierpack hätten die Aachener gut und gerne verzichten können. Deutlich aber vornehm zurückhaltend ist ihre Ansage an die Terminplaner: „Wir sind mit dem Plan nicht zufrieden. Hier könnte der DTB sicher umsichtiger planen im Sinne der Vereine.“ Na ja, vielleicht tröstet der letzte Termin. Ob Berlin zwei Reisen wert war, kann das finale Spiel zeigen. Dann kann zuhause gegen Sun TUS Sennelager alles klar gemacht werden, möglicherweise sogar der Aufstieg. Die schöne Anlage lädt immer zum Feiern ein. Wenn es konservativ mit dem Sprung ins Tennis Oberhaus nicht klappt, sollte ein Happy Birthday zum 60 Jährigen auf jeden Fall drin sein.


Text: Michael Thoma

Bild Kurhaus Aachen (Yannick Hanfmann): Legsding

Bild RW Köln: Benedikt Ernst

Bild THC Brühl: Andy Blair

Bild BW Aachen: Marc Zander